Franz Schubert

Franz Schubert, seines Zeichens deutscher Tondichter, wurde 1797 im Städtchen Himmelpfortgrund geboren und daher wollen wir Panzertiere heute ihm und seiner Musik ein wenig gedenken. Zu diesem Zweck suche ich mir Schuberts „Die Bürgschaft“ – frei nach Schiller – aus: https://www.youtube.com/watch?v=uQ1VL0MhkIo

„Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich

Damon, den Dolch im Gewande:

Ihn schlugen die Häscher in Bande,

„Was wolltest du mit dem Dolche? sprich!“

Entgegnet ihm finster der Wüterich.

„Die Stadt vom Tyrannen befreien!“

„Das sollst du am Kreuze bereuen.“

„Ich bin“, spricht jener, „zu sterben bereit

Und bitte nicht um mein Leben:

Doch willst du Gnade mir geben,

Ich flehe dich um drei Tage Zeit,

Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit;

Ich lasse den Freund dir als Bürgen,

Ihn magst du, entrinn‘ ich, erwürgen.“

Da lächelt der König mit arger List

Und spricht nach kurzem Bedenken:

„Drei Tage will ich dir schenken;

Doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist,

Eh‘ du zurück mir gegeben bist,

So muß er statt deiner erblassen,

Doch dir ist die Strafe erlassen.“

Und er kommt zum Freunde: „Der König gebeut,

Daß ich am Kreuz mit dem Leben

Bezahle das frevelnde Streben.

Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,

Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit;

So bleib du dem König zum Pfande,

Bis ich komme zu lösen die Bande.“

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund

Und liefert sich aus dem Tyrannen;

Der andere ziehet von dannen.

Und ehe das dritte Morgenrot scheint,

Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,

Eilt heim mit sorgender Seele,

Damit er die Frist nicht verfehle.

Da gießt unendlicher Regen herab,

Von den Bergen stürzen die Quellen,

Und die Bäche, die Ströme schwellen.

Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,

Da reißet die Brücke der Strudel herab,

Und donnernd sprengen die Wogen

Dem Gewölbes krachenden Bogen.

Und trostlos irrt er an Ufers Rand:

Wie weit er auch spähet und blicket

Und die Stimme, die rufende, schicket.

Da stößet kein Nachen vom sichern Strand,

Der ihn setze an das gewünschte Land,

Kein Schiffer lenket die Fähre,

Und der wilde Strom wird zum Meere.

Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,

Die Hände zum Zeus erhoben:

„O hemme des Stromes Toben!

Es eilen die Stunden, im Mittag steht

Die Sonne, und wenn sie niedergeht

Und ich kann die Stadt nicht erreichen,

So muß der Freund mir erbleichen.“

Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,

Und Welle auf Welle zerrinnet,

Und Stunde an Stunde ertrinnet.

Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut

Und wirft sich hinein in die brausende Flut

Und teilt mit gewaltigen Armen

Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

Und gewinnt das Ufer und eilet fort

Und danket dem rettenden Gotte;

Da stürzet die raubende Rotte

Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,

Den Pfad ihm sperrend, und schnaubert Mord

Und hemmet des Wanderers Eile

Mit drohend geschwungener Keule.

„Was wollt ihr?“ ruft er vor Schrecken bleich,

„Ich habe nichts als mein Leben,

Das muß ich dem Könige geben!“

Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:

„Um des Freundes willen erbarmet euch!“

Und drei mit gewaltigen Streichen

Erlegt er, die andern entweichen.

Und die Sonne versendet glühenden Brand,

Und von der unendlichen Mühe

Ermattet sinken die Knie.

„O hast du mich gnädig aus Räubershand,

Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,

Und soll hier verschmachtend verderben,

Und der Freund mir, der liebende, sterben!“

Und horch! da sprudelt es silberhell,

Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,

Und stille hält er, zu lauschen;

Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,

Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,

Und freudig bückt er sich nieder

Und erfrischet die brennenden Glieder.

Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün

Und malt auf den glänzenden Matten

Der Bäume gigantische Schatten;

Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,

Will eilenden Laufes vorüber fliehn,

Da hört er die Worte sie sagen:

„Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen.“

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,

Ihn jagen der Sorge Qualen;

Da schimmern in Abendrots Strahlen

Von ferne die Zinnen von Syrakus,

Und entgegen kommt ihm Philostratus,

Des Hauses redlicher Hüter,

Der erkennet entsetzt den Gebieter:

„Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,

So rette das eigene Leben!

Den Tod erleidet er eben.

Von Stunde zu Stunde gewartet‘ er

Mit hoffender Seele der Wiederkehr,

Ihm konnte den mutigen Glauben

Der Hohn des Tyrannen nicht rauben.“

„Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht,

Ein Retter, willkommen erscheinen,

So soll mich der Tod ihm vereinen.

Des rühme der blut’ge Tyrann sich nicht,

Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,

Er schlachte der Opfer zweie

Und glaube an Liebe und Treue!“

Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor,

Und sieht das Kreuz schon erhöhet,

Das die Menge gaffend umstehet;

An dem Seile schon zieht man den Freund empor,

Da zertrennt er gewaltig den dichter Chor:

„Mich, Henker“, ruft er, „erwürget!

Da bin ich, für den er gebürget!“

Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,

In den Armen liegen sich beide

Und weinen vor Schmerzen und Freude.

Da sieht man kein Augen tränenleer,

Und zum Könige bringt man die Wundermär‘;

Der fühlt ein menschliches Rühren,

Läßt schnell vor den Thron sie führen,

Und blicket sie lange verwundert an.

Drauf spricht er: „Es ist euch gelungen,

Ihr habt das Herz mir bezwungen;

Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn –

So nehmet auch mich zum Genossen an:

Ich sei, gewährt mir die Bitte,

In eurem Bunde der dritte!“

In der Lebensbeschreibung unseres Tondichters soll es auch noch ein Stückchen weitergehen: http://www.zeno.org/Musik/M/Kreissle+von+Hellborn,+Heinrich/Franz+Schubert

„In der Ferienzeit pflegte Franz auch das Theater zu besuchen. Von den damals gegebenen Opern interessierte ihn ganz besonders Weigls „Schweizerfamilie“, die erste Oper, die er überhaupt hörte, und in welcher Vogl und die Milder sangen; dann Cherubinis „Medea“, Boildieus „Johann von Paris“, „Aschenbrödl“ von Isouard, ganz besonders aber Glucks „Iphigenia auf Tauris“, in welcher die oben genannten Künstler ebenfalls Vorzügliches leisteten. Diese letztere Oper versetzte ihn jedesmal in Entzücken und er zog sie, ihrer edlen Einfachheit und Erhabenheit wegen schließlich allen übrigen Opern vor. Dieser Theaterbesuch erklärt auch einigermaßen die Tatsache, daß der geniale Jüngling sich alsbald mit staunenswerter Sicherheit in dramatisch-musikalischen Arbeiten versuchte, wie denn bereits im Jahre 1813 von ihm die Komposition der Zauberoper von Kotzebue: „Des Teufels Lustschloß“ in Angriff genommen und im Jahre 1814 vollendet wurde, im Jahre 1815 aber mehrere Opern und Singspiele entstanden, von welchen an geeigneter Stelle die Rede sein wird. Unter jenen Männern, welche auf Schuberts musikalische Bildung von Einfluß waren (wenn überhaupt bei Schubert von einem andern als etwa Beethovenschen Einfluß die Rede sein kann), muß der damalige kaiserlich-königliche Hofkapellmeister Anton Salieri in erster Reihe genannt werden, da er es war, der das seltene Talent des Konviktszöglings zuerst erkannte und ihm mehrere Jahre hindurch in der Komposition Unterricht erteilte. Aufmerksam gemacht durch das Lied: „Hagars Klage“ und einige Streichquartette, übergab er den jungen Komponisten dem Musikdirector Rucziczka zur Unterweisung im Generalbaß. Als aber die Lektionen begannen, wiederholte sich das schon früher vorgekommene Schauspiel: Der Lehrer erklärte nämlich, daß sein Schüler schon Alles wisse. „Der“, sagte er, „hat’s vom lieben Gott gelernt.“ Die Folge davon war, daß sich Salieri seiner noch wärmer annahm und bald darauf die weitere Ausbildung dieses ungewöhnlichen Talentes selbst zu leiten begann. Da Salieri in Schuberts Lehrjahren die hervorragendste Rolle spielt, so möge ein kurzer Lebensabriß desselben hier seine Stelle finden und sein Verhältnis zu Schubert näher beleuchtet werden. Salieri (Antonio), im Jahre 1750 in der venetianischen Stadt und Festung Legnago geboren, war der Sohn eines wohlhabenden Kaufmannes, der ihn frühzeitig die lateinischen Schulen besuchen und durch den ältesten Sohn Franz in der Musik unterrichten ließ. Im sechszehnten Jahre traf ihn das traurige Schicksal, eine vater- und mutterlose Waise zu werden. Ein Freund seiner Familie, Giovanni Mocenigo, nahm ihn zu sich nach Venedig, wo er die begonnenen Studien mit neuem Eifer fortsetzte. So fand ihn der kaiserlich-königliche Hof- und Kammerkapellmeister Florian Gaßmann41, der nach Venedig gekommen war, um für die Fenice eine neue Oper zu komponieren. Er nahm ihn gleichsam an Kindesstatt an und wurde für die ganze Dauer seines Lebens sein Freund und Wohltäter. An Gaßmanns Seite fuhr Salieri am 15. Juni 1766 in Wiens Mauern ein, die beinahe sechs Dezennien später ihm die letzte Ruhestätte gewähren sollten. Da ging es nun an ein eifriges Lernen. Gaßmann nahm mit ihm die kontrapunktischen Studien nach Joh. Jos. Fux’s „gradus ad Parnassum“ vor; ein anderer Lehrmeister unterrichtete ihn – allerdings mit kläglichem Erfolg – im Deutschen und Französischen; lateinische und italienische Poesie, Deklamation, Rhythmik und Prosodie bildeten die übrigen Lerngegenstände. So ausgerüstet wurde er Kaiser Josef II. vorgestellt, wirkte sofort in der kaiserlichen Kammermusik mit und beschäftigte sich alsbald mit der Komposition von Gesangs- und Instrumentalstücken, so wie von Kirchenmusik jeder Gattung. Im Jahre 1770 komponierte er seine erste Oper: „Le donne letterate“, die sich großen Beifalls erfreute. Dieser folgten in den nächsten sechs Jahren ein Dutzend anderer Opern und Operetten. Im Jahre 1778 ging er auf einige Zeit nach Italien, wo er für die Theater in Venedig, Mailand und Rom abermals fünf Opern von Stapel ließ. Im Jahre 1781 schrieb er im Auftrag des Kaisers die deutsche Oper: „Der Rauchfangkehrer“, welche glänzenden Erfolg hatte. Auf Glucks Empfehlung komponierte er nun auch für Paris mehrere Dramen, die er daselbst persönlich zur Aufführung brachte. Unter diesen gilt „Tarare“, später als „Axur König von Ormus“, für die italienische Bühne umgearbeitet und gar bald eine Zierde aller deutschen Theater, für sein Meisterstück. Es war dies eben jene Oper, welche auch Schuberts Beifall hatte…“

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