Die Schlacht von Belle-Alliance

Einen wahrhaft schönen Sieg hat sich unser alter Feldmarschall von Blücher damals über die Gallier bei Belle-Alliance erfochten. Wenn man auch sagen muß, daß der Napoleon damals wohl nicht mehr so ganz auf der Höhe seiner Kräfte gewesen zu sein scheint:

„Bonaparte läßt seine Korps erst ziemlich spät aus ihren Lagern aufbrechen, wie er zu verstehen gibt, um dem vom Regen durchnässten Boden Zeit zu geben, etwas abzutrocknen. Dann verliert er ein paar Stunden Zeit, um sie vor Belle-Alliance in einer der englischen Stellung parallel laufenden, 2500 Schritt davon entfernten Linie von zwei Treffen Infanterie und einem dritten und vierten Kavallerie zu formieren. Erst um elf Uhr ist dies alles bewerkstelligt. Diese Paradeaufstellung, an deren Anblick er sich noch in der Erinnerung zu ergötzen scheint, hat etwas Auffallendes. Sie ist ganz ungewöhnlich, denn man findet sie in keiner der Bonapartischen Schlachten; sie ist ganz unnütz, denn die Korps müssen sich zum Angriff doch erst wieder in Kolonnen setzen. Anstatt seine Kräfte dem Feinde so viel als möglich zu verbergen, wie jeder tut, und unvermerkt zu nähern, läßt er sie sich so breit und systematisch wie möglich entwickeln, als käme es nur darauf an, ein Schaugericht zu geben. Man kann sich hierzu nur drei Veranlassungen denken. Entweder wollte er seinen eigenen Leuten damit den Mut steigern, oder er wollte dem Gegner imponieren, oder es war ausschweifende Spielerei eines nicht mehr ganz im Gleichgewicht stehenden Geistes.“

Im Juni des Jahres 1815 scheiterte die Vereinigung des englischen und preußischen Heeres in den Schlachten von Ligny und Quatre-Bras. Napoleon entsandte daraufhin seinen Unterfeldherrn Grouchy mit 34,000 Mann zur Verfolgung unserer geschlagenen Preußen und wandte sich mit seiner Hauptmacht von 72,000 Mann gegen die Engländer unter Wellington. Der kam mit seinen 68,000 Mann ganz schön ins Schwitzen. Jedoch eilte ihnen unser Feldmarsch von Blücher mit 48,000 Preußen zur Hilfe. Deren Ankunft auf dem Schlachtfeld verschaffte den Verbündeten ein entschiedenes Übergewicht und so wurde Napoleon endgültig besiegt. Verstand es aber wieder nicht auf dem Schlachtfeld den Tod zu finden oder sich diesen – nach Römersitte – selbst zu geben… Der Marsch Preußens Gloria darf bei der Feier der Schlacht von Belle auf gar keinen Fall fehlen, da durch diese der Ruhm unseres alten Preußens ganz ungemein gemehrt worden ist: https://www.youtube.com/watch?v=-TEGPelS3Ac Kriegsgeschichtlich sehr schön dargestellt hat die Schlacht bei Belle-Alliance unser Geschichtsschreiber Carl Tanera in seinem Werk „Die Befreiungskriege 1813 bis 1815“ – wir hören darin wie unser Feldmarschall von Blücher den Engländern gegen Napoleon zur Hilfe eilt:

„Während die kaiserliche Armee sich vergeblich abmühte, die zähe Verteidigung der Verbündeten zu überwältigen, hatten Blüchers Preußen außerordentliche Anstrengungen gemacht, ihren Bundesgenossen Hilfe zu bringen. Die Nacht im Biwak um Wawre war wirklich nicht dazu angetan gewesen, den Truppen große Erholung nach dem Rückzuge von Ligny zu gewähren. Im strömenden Regen, ohne Strohunterlage auf freiem Felde, noch dazu auf Ackerboden, schläft es sich ganz erbärmlich. Dazu kam, daß die Verpflegung äußerst bescheiden ausfiel, denn das Land bot wenig und die Lebensmittelwagen fuhren, niemand wußte wo, im Lande herum. Dagegen waren die Munitionskolonnen angekommen und jeder Mann hatte sich reichlich mit Patronen versehen. Trotz des Mangels an Ruhe und Nahrung befahl Blücher, daß das Korps von Bülow bei Tagesanbruch aufbrechen, die Korps von Pirch I. und Zieten unmittelbar folgen und nur Thielmanns Korps bei Wawre gegen Marschall Grouchy, der nun doch endlich die Spuren der Preußen gefunden hatte und nachfolgte, stehen bleiben solle. Pünktlich brachen die drei Korps aus ihren Biwaks auf. Der Marsch wurde gleich anfangs durch einen zufällig in Wawre entstandenen Brand aufgehalten. Bedenklicher war das Eintreffen der Spitzen der 35,000 Mann starken Armee des Marschalls Grouchy vor Wawre, also im Rücken der abmarschierenden Preußen, von denen das Korps von Pirch I. bereits in lebhafte Gefechte verwickelt und in seinem Vormarsch aufgehalten wurde. Da aber von Sankt Jean herüber der Kanonendonner immer gewaltiger mahnte, und wiederholte dringende Bitten Wellingtons um Hilfe einliefen, so hielt dies den Vormarsch nicht auf, sondern Führer und Soldaten verdoppelten den Hindernissen zum Trotz nur um so mehr ihre Anstrengungen und verließen sich auf das schwache Korps Thielmann, daß es Grouchy schon aufhalten werde. Und so war es auch. Das Befinden des alten Feldmarschalls war ein ziemlich schlechtes. Insbesondere schmerzte ihn die geschwollene rechte Seite. Doktor Bieske half so gut es ging. Nun drängte es Blücher, zu Pferde zu steigen und den Truppen zu folgen. Der Doktor wollte ihn noch vorher mit Salben einreiben, um ihm das Reiten zu erleichtern. Das dauerte dem Marschall zu lange. „Ach was, Doktor, wozu das Schmieren? Laßt’s man gut sein! Ob ich heut balsamiert oder unbalsamiert in die andre Welt gehe, das kommt auf eins raus, Gott straf mir!“ Mit einigen „Uff, uff“, welche ihm doch die Schmerzen auspreßten, stieg der Alte nun in den Sattel. Kaum fühlte er das Pferd unter sich, so kam seine gute Laune im Nu wieder, denn er erkannte, daß es mit dem Reiten schon gehen werde. Die Wege waren so schlecht wie nur denkbar, der Boden vollständig durchweicht, Wald und Gebüsch zwang oft zum Abbrechen der Sektionen in Reihen. „Quer das, sackermentisch quer! Aber müssen durch und wenn’s durch den Rachen des leibhaftigen Satans wäre. Vorwärts!“ So rief der greise Blücher den müde werdenden Leuten zu, während sie mit aller Anstrengung durch den Schmutz wateten. Der Kanonendonner erscholl näher und stärker. Offiziere brachten Meldungen über die Mächtigkeit der französischen Vorstöße. Blücher in großer Sorge, sein gegebenes Wort nicht einzulösen, rief immer wieder sein: „Vorwärts, Kinder, vorwärts!“ Wo es stockte, wo die größten Schwierigkeiten auftraten, war er an Ort und Stelle, munterte auf, traf Anordnungen, lobte, schimpfte, fluchte, kurz, ließ kein Mittel unversucht, den Marsch zu beschleunigen. Bei dem Engnis von St. Lambert schien alle Mühe vergebens. Hier war es, wo vielen der seit 48 Stunden abgehetzten, todmüden, durchnäßten und hungernden Soldaten der Mut nachließ, und es klang murrend aus den Reihen heraus: „Es geht nicht mehr. Was nicht sein kann, kann nicht sein.“ Das hörte der greise Held, stieg trotz seiner Schmerzen vom Pferde, mühte sich durch den Schmutz und rief hell und zündend den Saumseligen zu: „Ich sag’s, ’s muß gehen, Kinder, tausend Schock Donnerwetter! Hört ihr wohl, wie die Kanonen da drüben nach uns schreien? Und jetzt, da wir den Millionenhund von Bonaparte so hübsch in der Klemme haben, jetzt, da wir ihm – Gott straf mir – den Garaus machen können, sollen wir uns durch das bißchen Dreck da aufhalten lassen? Oder sollen die Engländer sagen dürfen: Wir haben die Franzosen besiegt, wir allein? Wäre das doch ’ne zu große Schmach für uns, wißt ihr? Müssen auch die Scharte von vorgestern auswetzen, müssen, ’s geht nicht anders; muß ausgewetzt werden, die Scharte – muß sie nicht? Und ich hab‘ dem Wellington versprochen, rechtzeitig zu kommen. Ich hab‘ es versprochen, hört ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll? Ihr wollt mich doch nicht zu einem Hundsfott machen?“ …“

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