Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau

Ein großer deutscher Held und Feldherr hat heute Geburtstag. Unser Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau wurde im Jahre 1760 im sächsischen Schildau geboren. Preußischer Offizier, Mitarbeiter Scharnhorsts bei der großen Heeresreform an 1807 und dann Stabschef Blüchers in den Befreiungskriegen. In selbigen focht unser Gneisenau in zahlreichen Schlachten und auch in der Entscheidungsschlacht, der Völkerschlacht bei Leipzig. Zur Feier des Tages hören wir nun den Schlachtbericht, den unser Gneisenau damals an meine werte Frau Gemahlin Marie geschrieben hat: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog

„Da, wo ich mit meiner Erzählung stehengeblieben bin, wäre es uns beinahe betrübt ergangen. Der französische Kaiser war mit seiner ganzen Macht gegen uns im Anzuge. Unser Hauptquartier war vor unseren Truppen gegen den Feind zu. Die Kosaken hatten einen Weg nicht beobachtet. Auf diesem kamen die Feinde ganz in die Nähe von Düben unbemerkt. Glücklicherweise hatte wir uns entschlossen, an die Saale zu gehen und diesen Entschluß sogleich zur Ausführung gebracht. Die Truppen waren schon im Marsch. Wir aßen früher als gewöhnlich, setzten uns dann zu Pferde und folgten. Kaum hatten wir den Ort verlassen, so zogen Franzosen darin ein. Wir konnten leicht in Kriegsgefangenschaft geraten. Unser schneller Entschluß hatte uns diesmal gerettet. Nun begannen unsere Kämpfe mit dem Kronprinzen. Er wollte nicht an den Feind. Dieser hatte Vorspiegelungen von Bewegungen gegen Berlin hin gemacht, und der Kronprinz ließ sich täuschen. Er wollte über die Elbe zurück und schickte uns Befehl zu, mit ihm uns zu vereinigen und gleichfalls über die Elbe zu gehen. Er sagte uns die offizielle Lüge, der Kaiser Alexander habe uns unter seinen Befehl gestellt. Wir glaubten und gehorchten nicht. Wir näherten uns vielmehr von Halle aus Leipzig. Endlich entschloß er sich, uns nachzuziehen und rettete sich dadurch von Infamie, die ihn sicherlich getroffen hätte, wenn er seinem Vorhaben getreu geblieben wäre. Am 16. Oktober schlugen wir, die schlesische Armee, unsere schöne Schlacht bei Möckern; ich nenne sie schön, weil sich die Tapferkeit unserer Truppen so hoch darin bewährte. Um das Dorf Möckern ward blutig gestritten. Endlich ward solches behauptet und der Feind auf allen Punkten geworfen. Wir eroberten 54 Kanonen. Am selbigen Tage war unsere große Armee angegriffen worden. Sie erlitt Unfälle, verlor Terrain, und nur mit Mühe wurden am Abend ein Teil der verlorenen Punkte wiedergewonnen, so daß man es dort eine unentschiedene Schlacht nennen konnte. Am 17. standen die Armeen größtenteils ruhig einander gegenüber, zum neuen Kampf sich vorbereitend. Nur wir, die schlesische Armee, allein griffen mit einem Teil unserer Kavallerie und reitenden Artillerie den vor uns stehenden Feind an und warfen ihn über die Partha hinüber. Der Kronprinz von Schweden war unterdes, aller Zusagen ungeachtet, stets hinter uns, und zwar mehrere Meilen, geblieben, ohne Anteil an dem Kampf zu nehmen. Seine schöne Armee ward uns ganz unnütz. Da machte sich am 18. des Morgens der alte Feldmarschall auf, um ihn auf seine Pflicht aufmerksam zu machen. Ich begleitete meinen Feldherrn nicht, weil ich schon zu sehr indigniert war. Der Prinz Wilhelm aber ritt mit ihm. Er machte den Dolmetscher und zwar auf eine vortreffliche Art. Was da dem Prinzen gesagt ward, und zwar in starken Ausdrücken, tat Wirkung, und der Prinz marschierte. An ihn schloß sich unser Korps von Langeron an. Dieses machte dort abermals den ersten Angriff, während der Kronprinz seine Schweden in vierter Linie aufstellte. Nun drangen unsere Armeen auf allen Punkten gegen den Feind vor und verengten den Umkreis. Das Schauspiel war einzig, eine halbe Million Streiter auf einem kleinen Raum sich bekämpfen zu sehen. Wir griffen nun mit unserem sehr schwachen Sackenschen Korps die Vorstädte von Leipzig an; sie wurden genommen, wieder verloren und genommen. Der Kampf dauerte bis in die Nacht blutig fort; wir konnten nur einen Teil derselben behaupten. Das Yorcksche Korps, das von 19,000 Mann am 16. bis auf 12,700 zusammengeschmolzen war, hatte der Erholung nötig, und nahm an diesem Tage nur wenig am Kampfe teil. Mit Eintritt der Nacht hatten unsere sämtlichen Armeen den Feind auf einen nur kleinen Raum zusammengedrängt. Man hörte Bagagen auf der Straße von Leipzig nach Weißenfels ziehen. Sofort ließen wir das Yorcksche Korps in der Nacht noch abmarschieren, um dem Feinde in seinem Rückzug schnell über Merseburg zu folgen. Den 19. griff unser Sackensches Korps abermals Leipzig an. Der Kampf wurde hartnäckig und für uns sehr blutig. Wir mußten unsere fechtenden Truppen durch andere von unserm Langeronschen Korps unterstützen lassen. Auch diese verloren sehr viel. Gewässer deckten die Franzosen. Endlich rückte unser Bülowsches Korps von der anderen Seite an. Durch die Vorteile der Lage begünstigt, verteidigten sich die Feinde verzweifelt. Endlich drangen unsere Preußen durch. Wir mit ihnen zu gleicher Zeit. Da der Feldmarschall unweit des bestürmten Tores war, so zogen er und sein Hauptquartier zuerst als Sieger in die eroberte Stadt. Wie soll ich Ihnen, verehrte Frau, meine Gefühle beschreiben, als wir von dem tobenden Hurrageschrei der siegenden Truppen und dem Freudengeschrei der Einwohner empfangen wurden. Lange Kolonnen von Kriegsgefangenen wurden uns vorgeführt, an ihre Spitze zu Fuß die Generale Lauriston, Reynier, Bertrand usw. Eine Stunde später kamen der König und Kaiser Alexander, noch später der Kaiser Franz und die Generale aller Nationen. Sie kennen die schönen Spaziergänge um Leipzig. Diese waren das Schlachtfeld des 19. Oktobers. Dort war alles mit Toten, Verstümmelten, Trümmern, Geschützen, Munitionswagen und Gewehren bedeckt. Die Erde war mit Blut getränkt. Das bewundernswürdigste war, daß der siegtrunkene Soldat in seinen Reihen geordnet stand und keine Plünderung vorfiel. Wir eroberten über 200 Kanonen, 6-700 Munitionswagen, vielleicht 60,000 Gewehre. Mehr als 40,000 Gefangene sind in unsern Händen, darunter 15,000 Gesunde. Es sind dieses Tage gewesen, wie sie die Geschichte nie gesehen hat. Die verbündeten Truppen haben zwischen 40-50,000 Tote und Verwundete. Man kann den Verlust der streitenden Armeen zu 100,000 Mann annehmen an Toten und Verwundeten. Seitdem haben wir, die schlesische Armee, den Feind verfolgt, ihm etwa 4000 Gefangene abgenommen, 3-4000 gefangene Russen und Österreicher befreit, ihm Kanonen abgenommen. Alle Straßen sind mit Munitionswagen bedeckt, zum Teil zerstört. Bei Freiburg ließ der Feind über 400 Munitionswagen stehen oder vernichten. Wie glücklich ich bin, können Sie ermessen. Es gibt kein beseligenderes Gefühl als Befriedigung einer solchen Nationalrache. Unaufhaltsam schreiten wir jetzt an den Rhein vor, um diesen vaterländischen Strom von seinen Fesseln zu befreien.“

18 Kommentare zu „Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau

  1. August Neidhardt von Gneisenau hat heute Geburtstag und das feiern wir Deutschen natürlich mit unserem Panzergetränk Met. Im sächsischen Schildau wurde unser Gneisenau 1760 geboren und befand sich seit 1785 im preußischen Dienst. Neben seinem Wirken als Generalstabschef Blüchers in den Befreiungskriegen gegen Napoleons und als Verteidiger der Festung Kolberg gegen die Gallier trat unser Gneisenau vor allem als preußischer Heeresreformer in Erscheinung. Unser Clausewitz sagt uns nun, was es mit der preußischen Heeresreform in groben Zügen so auf sich hat:
    „Der Tilsiter Friede vollendete die Übel, indem er der Größe der Armee schimpfliche Grenzen setzte. Sie durfte nicht stärker als 42,000 Mann sein, deren Waffenverhältnisse untereinander sogar vom Feinde vorgeschrieben waren. So war also binnen Jahresfrist der glänzende Militärstaat Preußen, an welchem alle Militär- und Kriegsfreunde sich geweidet hatten, verschwunden; an die Stelle der Bewunderung waren Tadel und Vorwürfe, an die Stelle der Huldigung oft Demütigung getreten. Der Geist der Armee war eine niederdrückende Traurigkeit. Kein wohltuender Blick in die Vergangenheit war möglich, keine Hoffnung für die Zukunft war vorhanden und auch das letzte, woran sich ihr Mut hätte aufrichten können, das Vertrauen zu einzelnen Führern, fehlte ganz; denn keiner hatte in dem kurzen Kriege sich bis zu einer eminenten Stelle erheben können, und die wenigen, welche sich ausgezeichnet hatten, teilten die Stimmen ganz verschiedener Parteien. Bei diesem unterdrückten Geist der Armee, bei dem gesunkenen Wohlstand des Staates, den zerrütteten Finanzen, bei der gebieterischen Einschränkung von außen her und einer Partei von Mutlosen im Innern, die sich allen energischen Maßregeln widersetzte, war es sehr schwer, die Zwecke zu erreichen, welche man sich vorsetzte. Die Armee sollte von neuem eingerichtet, ihr Mut sollte belebt, ihr Geist gehoben, alte Mißbräuche sollten ausgerottet und neben der Erzeugung und Ausbildung bis zu der im Traktat bestimmten Stärke sollte die Basis zu einer neueren, größeren Militärmacht gelegt werden, die einstens im entscheidenden Augenblick plötzlich emporsteigen sollte. Nach dieser Idee wurde in den wenigen Jahren des Friedens von 1808 bis 1811 unermüdlich gearbeitet. Die Armee sollte nach dem Traktat mit Frankreich stark sein: 24,000 Mann Infanterie, 6,000 Mann Kavallerie, 6,000 Mann Artillerie, 6,000 Mann Garde, Summa: 42,000 Mann. Es wurden diese in 6 Korps von allen Waffen geteilt, die man Brigaden nannte und jeder zu 6-7,000 Mann Stärke gab. Außerdem wurde der ganze Militärstand in drei Gouvernements – Preußen, Schlesien und die Mark mit Pommern – eingeteilt. Die Ergänzung der Armee bis auf 42,000 Mann hatte natürlich die wenigsten Schwierigkeiten. Die neue Form, in welche sie gebracht, und vorzüglich der neue Geist, welcher ihr eingeflößt werden sollte, hatten mit tausend Vorurteilen, mit dem üblen Willen und dem Interesse der einzelnen, mit Unbehilflichkeit, mit Trägheit und Gewohnheit zu kämpfen. Trotz diesen Hindernissen schritt man glücklich fort. Im Jahre 1809 hatte die Armee eine neue vollendete Verfassung, eine neue Gesetzgebung und neue Übungen, und man kann sagen, einen neuen Geist, der sie belebte. Sie war dem Volke näher gebracht, und man durfte hoffen, sie als eine Schule zur kriegerischen Ausbildung und Erziehung des Nationalgeistes zu betrachten. Ebenso glücklich wurden nach und nach die Schwierigkeiten überwunden, die sich dem erweiterten Fundamentalbau der ganzen Kriegsmacht Preußens entgegenstellten. Es wäre hier zu weitläufig, diese Schwierigkeiten weiter zu entwickeln oder alle die Mittel aufzuzählen, welche ergriffen wurden. Wir müssen uns begnügen zu sagen, daß hier nur ein unermüdliches Streben in Anwendung kleiner, unscheinbarer Mittel so, wie die Verhältnisse sie erlaubten, zum Zweck führen konnte. Die Hauptgegenstände waren: Um die Armee schnell vermehren zu können: das beständige Ausexerzieren von Rekruten, welche hierauf wieder entlassen wurden. Hierdurch stieg die Masse der ausgearbeiteten Leute im preußischen Staate binnen drei Jahren auf 150,000 Mann. Die Fabrikation der nötigen Gewehre. Es wurden Reparaturwerkstätten angelegt, die vorhandene Berliner Fabrik auf die Fertigung von 1,000 Stück neuen monatlich gebracht, eine neue Fabrik zu Neiße angelegt, und außerdem aus dem Österreichischen eine beträchtliche Menge eingekauft. Die Summe der Gewehre stieg dadurch in drei Jahren weit über 150,000. Fast die sämtliche Feldartillerie war verlorengegangen. Sie wurde aus den noch erhaltenen acht Festungen wiederhergestellt. Es befanden sich in diesen eine große Menge metallener Geschütze, welche umgegossen und durch eiserne ersetzt werden mußten. Die Werkstätte zu diesen Operationen sowie die Munitionsgießereien hatten neu etabliert werden müssen. In drei Jahren erhielt die Armee eine zahlreiche Feldartillerie für 120,000 Mann. Endlich mußten die acht Festungen von neuem instand gesetzt, versorgt und armiert werden. Diese Festungen waren als die Grundpfeiler der preußischen Monarchie zu betrachten, da die kleine Oberfläche derselben leicht so mit Feinden überschwemmt werden konnte, daß die Festungen allein wie Felsen im Meer von der Flut nicht mit fortgerissen wurden. Es kam also darauf an, mit diesen Festungen soviel als möglich von den Kriegskräften Preußens vor der Überschwemmung zu retten. Deshalb wurden bei Pillau und Kolberg, weil sie am Meer liegen, verschanzte Lager angelegt und in Schlesien, außer den weitläufigen Linien von Neiße, auch noch bei Glatz ein verschanztes Lager zur Aufnahme von Truppen und Streitmitteln bestimmt. In diesen vier Zufluchtsörtern Kolberg, Pillau, Neiße und Glatz sollten die noch unausgebildeten Streitmittel, sowohl an Menschen als Waffen und anderen Materialien, versammelt werden, um sie dem Feinde zu entziehen und im Falle der Not mitten im Kriege auszubilden. Auch diese Lager waren im Jahre 1812 vollendet. Jenes unermüdliche Streben und eine weise Ökonomie in Anwendung der noch vorhandenen, vorher kaum gekannten Hilfsmittel hatte also in vier Jahren die preußische Armee, welche nur 42,000 Mann stark war, so basiert, daß sie in wenig Monaten auf die Stärke von 120–150,000 gebracht werden konnte. Junge, kräftige, ihrer Fächer kundige Männer standen an der Spitze der verschiedenen Abteilungen. Die verderblichen Forderungen einer genauen Anciennität waren eingeschränkt, der tüchtige Mann, der, welcher sich im Kriege ausgezeichnet oder dem Staate viele Opfer gebracht hatte, war hervorgezogen und dem Ganzen nach und nach Liebe zu seiner neuen Verfassung und neues Vertrauen auf sich selbst, auf seinen inneren Wert gegeben worden. An diese neue Schöpfung schloß sich zur Vollendung des ganzen Kriegsstaats die Idee einer Landesverteidigung durch Landwehr und Landsturm an. Durch die erstere konnte die Armee selbst im Augenblick des Krieges vielleicht auf das Doppelte gebracht werden, wodurch die Verteidigung des kleinen Staates allein eine gewisse Selbständigkeit erhalten konnte.“
    Selbst kommt unser Geburtstagskind natürlich auch bei seinem Wiegenfest zu Wort und so berichtet uns unser Geneisenau von der Schlacht bei Belle-Alliance:
    „Es war bald fünf Uhr nachnittags. Das sehr schwierige Defilee von Sankt Lambert hatte den Marsch der preußischen Kolonnen beträchtlich aufgehalten, so daß vom IV. Armeekorps erst zwei Brigaden in ihrer verdeckten Aufstellung angekommen waren. Den Augenblick der Entscheidung war eingetreten und keine Zeit zu verlieren. Die preußischen Feldherren ließen den Augenblick der Entscheidung war eingetreten und keine Zeit zu verlieren. Die preußischen Feldherren ließen den Augenblick nicht entschlüpfen; sie beschlossen ungesäumt den Angriff mit dem, was zur Hand war, und so brach General Bülow mit zwei Brigaden und einem Korps Kavallerie plötzlich vor, gerade im Rücken des feindlichen rechten Flügels. Der Feind verlor die Besonnenheit nicht. Er wandte auf der Stelle seine Reserven gegen uns, und es begann ein mörderischer Kampf. Das Gefecht stand lange Zeit und ward mit gleicher Heftigkeit gegen die Engländer fortgesetzt. Ungefähr um sechs Uhr abends traf die Nachricht ein, daß General Thielmann mit dem III. Armeekorps bei Wavre von einem beträchtlichen feindlichen Korps angegriffen sei und daß man sich bereits um den Besitz der Stadt schlage. Der Feldmarschall ließ sich jedoch hierdurch nicht erschüttern; vor ihm lag die Entscheidung des Tages und nicht anderswo; nur ein gleich heftiger, mit immer frischen Truppen fortgesetzter Kampf konnte den Sieg gewinnen, und wenn hier der Sieg gewonnen ward, so ließ sich jeder Nachteil bei Wavre leicht verschmerzen. Daher blieben alle Kolonnen in Marsch. Es war halb acht Uhr, und noch stand die Schlacht; das ganze vierte Armeekorps und ein Teil des zweiten unter dem General Pirch war nach und nach angekommen. Die Franzosen fochten wie Verzweifelte; allmählich bemerkte man jedoch schon Unsicherheit in ihren Bewegungen und sah, wie mehreres Geschütz schon abgefahren ward. In diesem Augenblicke erschienen die ersten Kolonnen vom Armeekorps des Generals Zieten auf ihrem Angriffspunkte beim Dorfe Smouhen in des Feindes rechter Flanke und schritten auch sogleich frisch ans Werk. Jetzt war’s um den Feind geschehen. Von drei Seiten ward sein rechter Flügel bestürmt; er wich; im Sturmschritt und unter Trommelschlag ging’s von allen Seiten auf ihn ein, indem sich zugleich die ganze britische Linie in Bewegung setzte. Einen besonders schönen Anblick gewährte die Angriffsseite des preußischen Heeres. Das Terrain war hier terrassenartig gebildet, so daß mehrere Stufen Geschützfeuer übereinander entwickelt werden konnten, zwischen denen die Truppen brigadenweise in der schönsten Ordnung in die Ebene hinabstiegen, während sich aus dem hinten auf der Höhe liegenden Walde immer neue Massen entfalteten. Mit dem Rückzug des Feindes ging es noch so lange erträglich, bis das Dorf Plancenoit in seinem Rücken, das die Garden verteidigten, nach mehreren abgeschlagenen Angriffen und vielem Blutvergießen endlich mit Sturm genommen war. Nun wurde aus dem Rückzuge eine Flucht, die bald das ganze französische Heer ergriff und immer wilder und wilder alles mit sich fortriß. Es war neuneinhalb Uhr. Der Feldmarschall versammelte jetzt die höheren Offiziere und befahl, daß der letzte Hauch von Mensch und Pferd zur Verfolgung aufgeboten werden sollte. Die Spitze der Armee beschleunigte ihre Schritte. Rastlos verfolgt, geriet das französische Heer bald in eine völlige Auflösung. Die Chaussee sah wie ein großer Schiffbruch aus. Sie war mit unzähligen Geschützen, Pulverwagen, Fahrzeugen, Gewehren und Trümmern aller Art wie besät; aus mehr als neun Biwaks wurden diejenigen, die sich einige Ruhe hatten gönnen wollen und keine so schnelle Verfolgung erwartet hatten, vertrieben; im einigen Dörfern versuchten sie zu widerstehen; doch sowie sie die Trommeln und Flügelhörner hörten, flohen sie oder warfen sich in die Häuser, wo sie niedergemacht oder gefangen wurden… Der ganze Marsch war ein stets Aufstöbern des Feindes in den Dörfern und Getreidefeldern. In Genappe hatte sich der Feind mit Kanonen, umgeworfenen Munitionswagen und Fahrzeugen verbarrikadiert; als wir uns näherten, hörten wir plötzlich ein Lärmen und Fahren im Orte und erhielten sogleich vom Eingange her ein starkes Gewehrfeuer; einige Kanonenschüsse, ein Hurra – und die Stadt war unser! … Im wildesten Durcheinander haben kaum 40,000 Mann als Rest der ganzen Armee, zum Teil ohne Gewehre, sich durch Charleroi gerettet mit nur 27 Geschützen seiner ganzen zahlreichen Artillerie. Bis weit hinter seine Festungen ist der Feind geflohen, den einzigen Schuß seiner Grenzen, die jetzt unaufhaltsam von unseren Armeen überschritten werden. Um drei Uhr nachmittags hatte Napoleon einen Kurier nach Paris vom Schlachtfelde mit der Nachricht abgefertigt, daß der Sieg nicht mehr zweifelhaft sei; einige Stunden später hatte er keine Armee mehr. Eine genaue Kenntnis des feindlichen Verlustes hat man noch nicht; es ist genug, wenn man weiß, daß zwei Drittel der feindlichen Armee erschlagen, verwundet und gefangen wurden, unter anderen die Generale Monton, Duhesme und Compans, und daß bis jetzt schon 300 Geschütze und über 500 Patronenwagen in unseren Händen sind… Im Mittelpunkt der französischen Stellung, ganz auf der Höhe, liegt eine Meierei, la Belle Alliance genannt; wie ein Fanal ist sie ringsumher sichtbar; dorthin war der Marsch aller preußischen Kolonnen gerichtet. Auf dieser Stelle befand sich Napoleon während der Schlacht; von hier aus gab er seine Befehle; von hier aus wollte er den Sieg erringen, und hier entschied sich seine Niederlage…“

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  2. Unser Feldmarschall von Gneisenau erblickte heute – im Jahre 1760 und in Schildau (um genau zu sein) – das Licht der Welt! Als preußischer Heeresreformer und Teilnehmer der Befreiungskriege gegen das welsche Ungeheuer Napoleon bekommt er von mir zum Geburtstag unseren Schlachtgesang „Lützows Wilde verwegene Jagd“ (denn als Stabschef Blüchers machte er wirklich Jagd auf die Welschen): https://www.youtube.com/watch?v=kb7x-C1EFuY
    „Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
    Hör´s näher und näher brausen.
    Es zieht sich herunter in düsteren Reihn
    und gellende Hörner schallen darein
    erfüllen die Seele mit Grausen
    Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd
    Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
    und streift von Bergen zu Bergen?
    Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,
    das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt
    es fallen die fränkischen Schergen
    Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd
    Wo die Reben dort glühen dort braust der Rhein,
    der Wütrich geborgen sich meinte
    Da naht es schnell mit Gewitterschein
    und wirft sich mit rüstigen Armen hinein
    und springt an das Ufer der Feinde.
    Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!
    Was braust dort im Tale die laute Schlacht
    was schlagen die Schwerter zusammen?
    Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht
    und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht
    und lodert in blutigen Flammen.
    Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!
    Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht
    unter winselnde Feinde Gebettet?
    Es zucket der Tod auf dem Angesicht
    doch die wackern Herzen erzittern nicht
    das Vaterland ist ja gerettet!
    Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
    Die wilde Jagd und die deutsche Jagd
    auf Henkersblut und Tyrannen!
    Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!
    Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt
    wenn wir’s auch nur sterbend gewannen.
    Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt:
    Das war
    Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.“
    Unser Geburtstagskind soll natürlich auch bei seinem Wiegenfest zu Wort kommen und so stellt unser Geneisenau nun in einer Denkschrift einige Überlegungen zum Kampf gegen den gallischen Wüterich Napoleon an: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Sogleich nach dem Tilsiter Friedensschluß ließen sich Napoleons Pläne ahnen. Wer über die Treulosigkeit derselben noch in Zweifel blieb, den belehrten seitdem die Ereignisse in Spanien. Es ist die eminenteste Wahrscheinlichkeit, daß dieser Emporkömmling jeden der noch bestehenden alten Throne umstoßen wird. Die höchste Gunst, welche er den auf selbigen sitzenden Fürsten erweisen dürfte, möchte eine Verpflanzung auf fremde neuerrichtete Throne sein, um auf diese Art verwaiste Völker und Fürsten, die ihren Untertanen Fremdlinge sind, um so abhängiger von sich zu machen. Vorzüglich beehrt dieser Tyrann Preußens Regenten mit seinem Hasse. Wenn er dessen Thron noch nicht umgestoßen hat, so verdanken wir diese Frist dem Umstande, daß Österreich noch nicht niedergeworfen ist und die Pläne des französischen Kabinetts gegen Rußland noch nicht zur Ausführung reif sind. Früh oder spät dürfen wir erwarten, daß wir uns der Reihe der unabhängigen Völker werden getilgt werden. Keine Demütigung wird uns diese Katastrophe ersparen, ein kräftiger Widerstand hingegen uns die Achtung der Zeitgenossen und Nachkommen sichern, falls unser Untergang beschlossen ist und wir unterliegen müssen. Unsere militärischen Kräften, im zeitherigen Sinne des Wortes, würden uns nur den Vorteil sichern, mit Ehren untergehen zu können, ohne auf die Wahrscheinlichkeit eines günstigen Erfolges rechnen zu können; aber es gibt noch Widerstandskräfte, die die Regierungen zeither vernachlässigt oder gefürchtet haben, und die uns mit hoher Wahrscheinlichkeit einem günstigen Ausgange des Kampfes entgegensehen lassen. Dies sind die Volksbewaffnungen. Die Gemüter sind hierzu großenteils reif; die unschlüssigen und lauen müssen durch ein kräftiges Wollen der Regierung auf die Stufe des Gemeinsinns gehoben werden, wozu ihnen eigene Kraft fehlt. Der Ausspruch: „Wer nicht mit uns ist, ist wider uns“, lasse für niemanden, selbst nicht für den Verräter, einen Ausweg übrig. Lauigkeit ist in solchen Krisen Hochverrat. Aber es ist billig und staatsklug zugleich, daß man den Völkern ein Vaterland gebe, wenn sie ein Vaterland kräftig verteidigen sollen. Es ist dies besonders nötig wegen derjenigen Völkerschaften deutscher Zunge, die ehedem unter preußischem Zepter lebten, sich aber uns zur Befreiung des gemeinsamen deutschen Vaterlandes anschließen möchten. Eine freie Verfassung und eine einfacher geordnete Verwaltung werden es ihnen wünschenswert machen, mit uns unter gemeinschaftlichen Gesetzen zu leben. Vorzüglich gute Wirkung wird eine nach altdeutscher Art gemodelte Munizipalverfassung tun, die den bürgern das Wahlrecht ihrer Obrigkeiten und Rechenschaftsforderung von selbigen sichert. Die volkreichen Städte des westlichen und nordwestlichen Deutschlands würden dann sehr geneigt sein, unserm Bunde beizutreten. Die Seehäfen erkläre man zu Freihäfen. Man hat es in neueren Zeiten nicht genug beachtet, welche Streitmittel man aus großen Städten ziehen kann. Die Geschichte mag uns hierbei an Gustav Adolph bei Nürnberg erinnern. Fängt man mit Erschaffung einer neuen Munizipalverfassung an, so wirkt man dadurch um so sicherer auf das Volk, das eher die Güte einer städtischen Verfassung als die eines Staates begreift; gibt man dem Staate überhaupt eine freiere Gestalt, so befriedigt man die denkenden Köpfe, reißt die Enthusiasten mit sich fort, bekehrt die französisch Gesinnten und schreckt die Verräter. Hat man die deutsche Nation zu frohen Hoffnungen einer wohltätigen Staatsreform durch Proklamationen und Tat berechtigt, so ist keinem Zweifel unterworfen, daß nicht ein großer Teil derselben für unsere Sache gegen unsere Dränger den Schild erhebe. Spaniens edles Beispiel ist hierzu eine mächtige Ermunterung, und sollten Österreichs Rüstungen in offenbaren Angriff übergehen, so ist sogar der Erfolg auf das unbezweifelste gesichert. Man wird dann 15 und mehr Millionen Menschen für einen Nationalzweck, für ihre Unabhängigkeit, fechten sehen. Das Interesse, welches die königliche Familie durch ihr Unglück in ganz Deutschland erregt, wird sich noch vergrößern, wenn sich das Brandenburgische Haus, dessen Regenten man so liberale Grundsätze verdankt, an die Spitze des Bundes für deutsche Unabhängigkeit und deutsche Freiheit stellt. Nichts fürchten unsere Feinde mehr, nichts entwickelt aber auch die Kraft einer Nation auf eine furchtbarere Weise als Volksaufstände. Überall stellen sich zahlreichere Massen entgegen, als der mächtigste Feind herbeizuführen vermag. Und welcher Geist belebt diese dem vaterländischen Boden entwachsenen Heere. Erbitterung gegen ihre Unterdrücker, Anhänglichkeit an ihren Monarchen, verstärkt durch dessen wohltätige Staatsform, Wertschätzung ihrer Verfassung, Liebe zum Vaterland und Rache beseelen sie…“

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  3. „Niemals wird man sehen, daß ein Staat, der in der Sache eines anderen auftritt, diese so ernsthaft nimmt wie seine eigene. Eine mäßige Hilfsarmee wird vorgesandt; ist sie nicht glücklich, so sieht man die Sache ziemlich als abgemacht an und sucht so wohlfeil als möglich herauszukommen. Es ist in der europäischen Politik eine hergebrachte Sache, daß die Staaten sich in Schutz- und Trutzbündnissen zu gegenseitigem Beistand verpflichten, aber nicht so, als wenn die Feindschaft und das Interesse des einen dadurch eben das für den anderen werden sollte, sondern indem sie sich einander ohne Rücksicht auf den Gegenstand des Krieges und die Anstrengungen des Gegners im voraus eine bestimmte, gewöhnlich sehr mäßige Kriegsmacht zusagen. Bei einem solchen Akt der Bundesgenossenschaft betrachtet sich der Bundesgenosse mit dem Gegner nicht in einem eigentlichen Krieg begriffen, der notwendig mit einer Kriegserklärung anfangen und mit einem Friedensschluß endigen müßte.“ (Carl von Clausewitz, Vom Kriege)
    Das schreibt unser verehrter preußischer Kriegsphilosoph nicht einfach so ins Blaue, sondern hat es in den Kriegen gegen Napoleon leidvoll selbst erleben und erfahren müssen. Zur Veranschaulichung dazu ein Brief von seinen Freund Gneisenau, der heute (1760 in Schildau) übrigens Geburtstag hat (was gefeiert werden muß): https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Ich verspreche Ihnen aber keinen Erfolg von meinen Bemühungen, Ihr Korps mit zu unsern Operationen heranzuziehen. Es sind hierbei große Schwierigkeiten, denn man hält sich hier nicht einmal für ermächtigt, das eine russische Korps des General Wintzingerode heranzuziehen, so nötig man es auch hat, und man ist darüber erst mit dem Kronprinzen in Unterhandlungen getreten. Über Ihre Ideen, die Fortsetzung des Krieges bis über den Rhein hinüber nicht zu vernachlässigen, nicht erst hier stehenbleiben und Verstärkungen erwarten zu wollen, bin ich mit Ihnen vollkommen einverstanden. Auch war die schlesische Armee in diesem Sinne dirigiert, und sie hatte sich schon den Rhein hinunter bewegt, um dort den 15. November über diesen Strom zu gehen, während die große Armee dies in hiesiger Gegend; unserer Meinung nach, tun sollte. Unsere Armee war schon am Niederrhein angelangt, als man hier andere Feldzugspläne faßte, in deren Folge die schlesische Armee wieder den Rhein herauf ziehen mußte. Sie ist nun vor Kassel angelangt. Der große lange Mann, der die Leute, die er nicht mag, rückwärts über die Schulter ansieht, findet es sehr töricht, daß man über den Rhein gehen will. „Das sei ja vorher gar nicht die Absicht gewesen, warum man denn jetzt erst auf diesen aberwitzigen Gedanken komme? Der Rhein sei ja ein Abschnitt; da müsse man stehenbleiben und sich erst wieder etwas herstellen, um dem Feind den Übergang zu verwehren. Was uns dann die am andern Rheinufer angingen? Wir würden doch wohl nicht die lächerliche Idee haben wollen, nach Paris zu gehen?“ und solches Zeug mehr. Meine Frau hat ihm zwei Stunden lang widersprochen und ihn sehr gut widerlegt. Am Ende hat keiner den andern überzeugt und wir schieden sämtlich auseinander, ohne zu wissen, was geschehen würde. Eigentlich hindert der lange Mann doch nichts, wenn etwas von den andern beschlossen wird, aber bekritteln und bespötteln will er alles. Mein Feldzugsplan ging darauf hinaus, daß eine große Armee am Mittelrhein operieren, die schlesische Armee über den Niederrhein gehen und ihre Richtung gegen Maastricht und Antwerpen nehmen, die disponiblen Truppen der Nordarmee der Yssel sich bemächtigen und eine Armee aus der Schweiz durch die Franche-Comté dringen solle. Als ich hierher kam, fand ich die österreichischen Generale meinem Entwurfe sehr geneigt, nur wollten sie die Schweizer Armee größer als die am Mittelrhein machen, was bei meinem Plan der umgekehrte Fall war. So ward der Plan dem Kaiser Alexander vorgelegt und angenommen. Des andern Tages kam Herr von Knesebeck und sagte, er habe sich eines Besseren besonnen. Von der Schweiz aus müsse die größte Hauptmacht vordringen (205,000 Mann); die schlesische Armee müsse dicht an ihr bleiben, und ihr die Flanke und Rücken, als Observationsarmee am Oberrhein, decken; die Eroberung von Holland müsse man dem Kronprinzen von Schweden übertragen, und wenn er auch nicht kommen wolle, so müsse man auf die Eroberung von Holland kein Gewicht legen, denn dieses Land müsse in Paris erobert werden; dahin müsse man seinen Marsch richten; die Armee aus Italien müsse ebenfalls nach dem südlichen Frankreich kommen und dort müsse man sich mit Lord Wellington die Hand bieten. Vergebens mache ich auf die Schwierigkeiten und die Länge des Weges (über Genf und Lyon) aufmerksam, auf die moralische Kraft, die man dadurch der französischen Regierung gibt; auf die Freiheit, die dem Feinde dann bleibt, seine festen Plätze im alten Frankreich, in Brabant und Holland nicht zu besetzen, und Armeen aus diesen Besatzungen zu bilden; auf den Reichtum an Hilfsmitteln der belgischen und batavischen Länder, der dem Feinde dann zu Gebote steht; auf den sehr hochwichtigen Umstand, daß dieser Feldzug in sechs Wochen erst am Genfer See seinen Anfang nehmen kann usw. Alles ist umsonst! Der Kaiser und die österreichischen Generale fallen Knesebecks Meinung bei und mein Plan ward verworfen. Dieser ging von dem Grundsatz aus, daß der Feind nimmermehr imstande sei, alle seine Festungen auszustatten, daß man selbige also nicht fürchten, sondern sie vielmehr aufsuchen müsse, um eine große Anzahl derselben an gewissen günstigen Punkten zu bedrohen und dadurch den Feind in die Alternative zu bringen, entweder einen großen Teil der Festungen ohne Besatzungen zu lassen oder die neu zu bildenden Armeen alsbald zu zersplittern. Zu diesem Ende sollte die schlesische Armee in die Gegend von Maastricht, um dort einen großen Teil der feindlichen Festungen zu bedrohen und zu gleicher Zeit die von Holland abzuschneiden. Der Punkt von Koblenz sollte festgehalten werden, um die innere Kommunikation abzuschneiden. Die Rheinarmee sollte so weit vordringen, daß sie Mainz, Straßburg, Landau, Luxemburg, Metz, Thionville zugleich bedrohte; der Angriff von der Schweiz aus sollte nur ein zweiter Moment sein, den man von den neu zu bildenden Massen verstärken konnte. Dieser mein Plan indes, als der weniger glänzende, mußte dem Schimmer des von Knesebeckschen nachstehen, obgleich es gleichfalls in meiner Berechnung lag, bei günstigen Umständen bis nach Paris zu dringen. Mit dem Kronprinzen von Schweden haben wir die sonderbarsten Verhandlungen gehabt. Als der französische Kaiser nach Düben sich wandte und gegen die Elbe detachierte, wollte jener durchaus über die Elbe wieder zurück und uns sich nachziehen. Wir lehnten ab, und als er uns endlich einen Befehl dazu schickte, verweigerten wir zu gehorchen. Jetzt sagt er, er habe uns abgehalten, über die Elbe zurückzugehen!“

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  4. Was unser General Erich Ludendorff im Vierjährigen Krieg unserem Feldmarschall Paul von Hindenburg war, das war unser Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenaus unserem Feldmarschall Gebhard von Blücher in den Napoleonischen Kriegen. Deshalb muß dessen heutiger Geburtstag auch entsprechend gefeiert werden. Im sächsischen Schildau erblickte er 1760 das Licht der Welt und trat 1785 ins preußische Heer ein. Er rettete sich 1806 aus der Unglücksschlacht von Jena und Auerstedt und verteidigte daraufhin unsere Festung Kolberg gegen eine gewaltige Übermacht. Anschließend arbeitete er mit Scharnhorst an der Wiederherstellung der preußischen Kriegsmacht. Im Jahre 1813 wurde er zu Blüchers Stabschef ernannt und trug entscheidend zu unseren Siegen über Napoleon bei. Geheiratet hat er 1796 Karoline von Kottwitz, mit der er vier Töchter und drei Söhne hatte. Zu seinem Geburtstag bekommt unser Feldmarschall von Gneisenau den Marsch Preußens Gloria! https://www.youtube.com/watch?v=-TEGPelS3Ac Als Heeresreformer und Stabschef Blüchers in den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815 hat er nämlich unserem alten Preußen zu seiner eindrucksvollen Auferstehung als Großmacht mit verholfen und damit dessen Ruhm gar sehr gemehrt. Auch an der berühmten Schlacht von Belle-Alliance hatte unser Feldmarschall von Gneisenau entscheidenden Anteil, in der unser Blücher den Napoleon endgültig besiegte und dabei leider auch das englische Heer und Wellington gerettet hat (man kann leider nicht alles haben). Die Schlacht von Belle-Alliance hat unser Carl von Clausewitz ja ausführlich kriegsphilosophisch abgehandelt und sah sich dabei gezwungen vom Gebot unseres Generalobersts von Seeckt, gemäß dem Generalstabsoffiziere keinen Namen haben, abzuweichen – unser Feldmarschall von Gneisenau zeichnete sich nämlich bei der nachdrücklichen Verfolgung der geschlagenen Gallier derart aus, daß er einfach namentlich dafür gelobt werden mußte: https://archive.org/details/bub_gb_-DVBAAAAYAAJ
    „Wir nennen sie so, nicht als ob das Verfolgen nach einer gewonnenen Schlacht nicht an sich etwas Natürliches und durch alle Verhältnisse Gebotenes sei, sondern weil gewöhnlich dabei tausend Schwierigkeiten und Reibungen der Maschine vorkommen, in welchen der beste Entschluß stecken bleibt, und in dem vorliegenden Falle die ungeheuren Anstrengungen der preußischen Truppen, welche diesem Siege vorhergegangen waren, die Ausführung des Gedankens so sehr erschwerten, daß am Ende das, womit der General Gneisenau unermüdlich nachrückte, wirklich nicht viel mehr als ein Füsilierbataillon mit seinem unermüdlichen Tambour war, den der General auf einen Bonapartischen Karossier hatte setzen lassen. Es ist dies ein auffallender Beweis und, man kann wohl sagen, ein recht lebendiges Bild von dem ungeheuren Unterschiede, welchen im Kriege ein und dieselbe Kraftanstrengung in ihren Wirkungen zeigt. Ein Heer, wie das französische, durch eine mehr als zwanzigjährige Folge von Siegen veredelt, welches in seiner ursprünglichen Ordnung das dichte Gefüge, die Unzerstörbarkeit, man möchte sage: auch den Glanz eines Edelsteines zeigt; dessen Mut und Ordnung in der zerstörendsten Glut der Schlacht durch die bloße Gefahr sich nicht löst, sich nicht verflüchtigen läßt – ein solches Heer flieht, wenn die edlen Kräfte gebrochen sind, welche ihm sein kristallinisches Gefüge gegeben haben, das Vertrauen zu seinem Heerführer, das Vertrauen zu sich selbst und die heilige Ordnung des Dienstes, – ein solches Heer flieht in atemlosem Schrecken vor dem Schall einer Trommel, vor den fast an Scherz streifenden Drohungen seines Gegners. Es ist große Sache, in der Kriegsführung die unzähligen Abstufungen, welche zwischen diesen Gegensätzen liegen, richtig zu würdigen; es gehört dazu ein eigener Takt des Urteils der angeboren sein kann, der aber auch durch Erfahrung d. h. durch Übung mehr als irgend eine andere Eigenschaft des Feldherrn sich ausbilden läßt. Nur in dem Maße, wie man von diesem Takt geleitet wird, wird man im Kriege, und zwar in den größten wie in den kleinsten Verhältnissen, bei der Führung eines Feldzuges wie bei der einer Patrouille, jedesmal das rechte Maß der Anstrengung treffen, daß der einen Seite keine Versäumnis, auf der anderen keine Kraftverschwendung entsteht.“
    Von der Verfolgung nach dem Sieg bei Belle-Alliance läßt die Karo dann auch unseren Feldmarschall von Gneisenau berichten:
    „Nach hartnäckigem Widerstand löste sich der Feind in wilde Flucht auf. Ich nahm mir vor, ihm keine Rast zu lassen, setzte mich an die Spitze der Truppen, ermunterte die Ermüdeten, zu folgen, und so jagte ich mit nur einigen Geschützen, die ich von Zeit zu Zeit donnern ließ, den Feind aus all seinen Biwaks auf; unter stetem Schießen und Niedermachen folgten wir, bis wir zuletzt an die Lagerstelle der Garden kamen. – Bonaparte hatte in Genappe verweilen wollen; als er aber unsere Kanonenschüsse hörte und unsere, obgleich nur wenige, Kavallerie und Infanterie kam, rettete er sich aus seinem Wagen, mit einer Pistole sich verteidigend. Sein Hut und Degen blieb in unseren Händen. Wir haben sein ganzes Gepäck, seine Diamanten sogar. Meine Füsiliere verkaufen 4-5 Diamanten so groß wie Erbsen und noch größere für wenige Franken. Eine ganze Anzahl Diamanten haben wir erbeutet, von neben bezeichneter Größe (wie eine kleine Bohne), einen darunter von dieser Größe (wie ein Taubenei). Die Füsiliere haben die schönsten ausgesucht und sie dem König zum Geschenk gemacht. Die Unteroffiziere dieses Bataillons speisen jetzt auf Silber. Zum Anteil meiner Beute behielt ich mir Bonapartes Siegel, womit dieser Brief gesiegelt ist. Wir machten erst dann halt, als der Tag angebrochen war. Es war die herrlichste Nacht meines Lebens. Der Mond beleuchtete die schöne Szene; das Wetter war mild. Diese Nachrichten können immerhin in die Düsseldorfer Zeitung gerückt werden, aber ohne meinen Namen zu nennen. Wir haben über 400 Kanonen erobert. Der Feind eilt in wilder Flucht auf Paris zu oder zerstreut sich. Bonaparte ist in einem runden Hut durch Beaumont geeilt. Unser Verlust ist groß. Wir haben in drei Schlachttagen gegen 22,000 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Aber die Armee hat sich größtenteils herrlich gezeigt. Es ist unerhört in der Geschichte, daß man 24 Stunden nach einer verlorenen Schlacht eine neue liefert und einen so entschiedenen Sieg erficht. Das Interesse, was Sie, hochverehrte Frauen, an meiner Person nehmen, ist eine süße Belohnung für mich. In der letzten Schlacht war mir abermals ein Pferd durch eine Kanonenkugel durchbohrt, ein anderes durch eine kleine Kugel zweimal verwundet, mein Säbel einmal aus der Scheide geschlagen, ein andermal zerschossen. Meine Konstitution ist nicht der Rede wert. Gott erhalte Sie, brave deutsche Frauen. Für solche Frauen schlägt man sich gern. Möchten meine Töchter solche Gesinnungen dereinst auch in ihrem Busen tragen… Soeben geht die Nachricht ein, daß Bonaparte abgesetzt ist. Die französischen Generale verlangen Waffenstillstand und wollen eine Demarkationslinie ziehen; wir schlagen es aber ab und haben, wenn wir einen Waffenstillstand schließen sollen, alle Festungen und Bonaparte selbst verlangt. Welche Begebenheiten!“
    Das schöne alte Soldatenlied „Die Trommel schlägt und schmettert“ gibt es nun noch für unseren Feldmarschall von Gneisenau von der Karo: https://www.bitchute.com/video/gEpd0BXI9EUM/
    „Die Trommel schlägt und schmettert
    rataplan, dondiribon
    der Hauptmann murrt und wettert
    rataplan, dondiribon
    Fahnen knattern hell
    wehen in dem Wind
    frisch voran Gesell
    komm mit uns geschwind
    es gilt die neue Welt
    Die neue Zeit kommt morgen
    rataplan don diri don
    Soldat kennt keine Sorgen
    rataplan don diri don
    Hinter uns vergeht
    was noch gestern galt
    Rote Sonne steht
    abends überm Wald
    und morgen ist neue Zeit
    Die Nacht steht schwarz im Dunkeln
    rataplan don diri don
    doch unsre Sterne funkeln
    rataplan don diri don
    Feuer weit und breit
    leuchten übers Feld
    und die Männlichkeit
    stirbt nicht in der Welt
    unser Herz ist fest und jung
    Kamerad laß uns nur ziehen
    rataplan don diri don
    scheust du auch Not und Mühen
    rataplan don diri don
    Neue Welt ist not
    und sie bricht herein
    wolln beim Abendrot
    überm Berge sein
    dann trifft auch uns die Ruh“

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  5. Am heutigen Tag Anno 1760 wurde unser späterer Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau in Schildau geboren. Als Heeresreformer und Mitstreiter Blüchers in unseren deutschen Befreiungskriegen gegen Napoleon sollte er von sich Reden machen. Zahlreiche Schlachten hat unser Gneisenau gegen den welschen Wüterich Napoleon geschlagen und dabei zwar nicht immer gewonnen – am Napoleon beißt man sich bisweilen halt auch einmal die Zähne aus -, aber niemals aufgegeben. Soviel Standhaftigkeit und Hartnäckigkeit wird von der Kriegsgöttin – bei den alten Griechen Pallas Athene genannt – natürlich belohnt und so konnte unser Gneisenau dem Napoleon auch so manche schwere Niederlage beibringen. Eine davon erlitt Napoleon bei Laon und diese hat unser Clausewitz für uns in seiner berühmten strategischen Kritik des Feldzuges von 1814 für uns etwas kriegsphilosophisch beleuchtet:
    „Nachdem Blücher seine Vereinigung hinter der Aisne bewirkt hat, beschließt er eine Hauptschlacht anzunehmen. Er ist 100,000 Mann stark, sein Gegner nur 50,000, und wenn er die Stärke desselben auch überschätzte und ihn 60- bis 70,000 Mann stark glauben sollte, so bleibt doch noch eine solche Überlegenheit, daß für Blücher kein Grund vorhanden sein kann, einer entscheidenden Schlacht auszuweichen. Die erste und natürlichste Idee ist: ihm die Schlacht hinter der Aisne zu liefern, wenn er über diesen Fluß setzen wird; dazu stellt sich Blücher den 3. und 4. März auf; allein sobald er bemerkt, daß Bonaparte seine Richtung auf Fismes und Berry-au-Bac nimmt, um ihm links vorbeizugehen, beschließt er, sich links zwischen der Aisne und Lette gegen ihn zu wenden und ihn unmittelbar nach dem Übergange bei Berry-au-Bac in der Gegend von Craonne anzugreifen. Einen besseren Entschluß konnte Blücher nicht fassen. Eine schwache Armee, die einer stärkeren vorbeigehen will, muß von dieser in der Seite angefallen werden, das ist eine ganz einfache Anordnung. Außerdem hätte sich Bonaparte mit einem Defilee im Rücken schlagen müssen. Daß die Marschälle Marmont und Mortier vor Soissons vier Meilen von ihm entfernt gewesen wären, wollen wir nicht geltend machen, da Bonaparte sich vielleicht die Zeit genommen haben würde, sie heranzuziehen. Von diesem richtigen Entschluß, wozu Blücher am 6. seinem Heere schon eine Aufstellung mit dem rechten Flügel an der Aisne, mit dem linken an der Lette, halben Weges von Soissons nach Craonne gegeben hat, kommt er denselben Tag zurück. Er hört, Bonaparte habe das Defilee von Berry-au-Bac durchzogen und eine Kolonne auf Laon gehen lassen. Blücher wird besorgt wegen seiner schiefen Ausstellung und beschließt eine Stellung bei Laon zu beziehen. (…) Daß Blücher, als es in der Gegend von Craonne nicht mehr zur Schlacht kommen sollte, seine Aufstellung bei Laon wählte, war ganz natürlich. Es war die große Straße nach den Niederlanden, die einzige, mit welcher Blücher in diesem Augenblick rückwärts in Verbindung blieb, und ein Ort wie Laon, welches auf einem konischen, steilen Berge gelegen, mit Mauern versehen, für eine natürliche Festung gelten konnte, mußte jeder Stellung eine Verstärkung gewähren. Das Nähere der Aufstellung ist taktisch und gehört nicht mehr hierher. Bonaparte wird in der Schlacht bei Laon geschlagen; das war zu erwarten, und das Wenigste, was bei einer solchen Überlegenheit gefordert werden konnte. Als einen eben so strategischen als taktischen Fehler muß man es aber ansehen, daß der Plan zur Schlacht dieser großen Überlegenheit nicht entsprach. Eine Reaktion in gerader Fronte führt in der Regel nur zu geringen Resultaten. Gleichwohl hatte der unvermutete Anfall Yorks auf Marmont größere herbeigeführt, und es hätte eine Zertrümmerung des französischen Heeres daraus werden können. Aber hier sehen wir Blücher in diesem ganzen Kriege zum ersten Male sich unähnlich werden. Er läßt sich am 10. durch Bonapartes Verwegenheit, ihm mit 30,000 Mann gegenüber stehen zu bleiben und ihn mit einem Angriff zu bedrohen, imponieren, ruft York und Kleist zurück und verfolgt die am 11. abziehende feindliche Armee nicht, sondern läßt seine Truppen Erholungsquartiere beziehen. Bonaparte bleibt ein Paar Tage in Soissons, läßt dort Mortier und wendet sich am 13. nach Reims, welches der eben von Mainz ankommende General St. Priest und der von Erfurt kommende General Jagow genommen haben. Er schlägt die beiden Generale, die sich unbegreiflicherweise wieder vor dem Abschnitt des Bodens aufstellen, statt dahinter, nimmt ihnen viele Gefangene ab und erobert die Stadt Reims wieder. Die Wichtigkeit, welche Bonaparte auf Reims legte, und die sonderbare Richtung dieses Rückzuges konnte Blücher nicht wohl vorhersehen; indessen mußte er sich doch gleich bei der Nachricht von dieser Niederlage eines seiner Korps sagen, daß es die Schuld seiner Untätigkeit sei. Blücher zog die Überreste an sich und blieb in seiner Untätigkeit bis zum 18. März, wo er erfuhr, daß Bonaparte seinen Marsch gegen die Aube angetreten habe. Und auch nun folgte er so langsam und geteilt, mit zwei Korps (York und Kleist) gegen Chateau-Thierry, mit den anderen auf Chalons, daß er erst den 24. mit der Hauptmasse in Chalons ankommt, also zu zwölf Meilen sieben Tage verwendet. Die Ursache dieser Untätigkeit Blüchers in den 14 Tagen von der Schlacht bei Laon bis zum Marsch auf Paris kann man nur in den Umständen suchen. Mißtrauen gegen die Schwarzenbergsche Armee, die bisher so wenig getan und alles Blücher überlassen hatte; Erinnerung an die Unglücksfälle im Februar und Besorgnis, daß sie sich erneuern könnten, wobei er seinen Gegner an Streitkräften immer sehr überschätzt zu haben scheint, und endlich persönliche Krankheit und Schwäche Blüchers, die an diesen Tagen einen solchen Grad erreicht hatte, daß er kaum im Stande war, den Befehl fortzuführen. Hätte sich Bonaparte an Blüchers Stelle befunden, so würde er seinem geschlagenen Gegner auf der Straße von Soissons gefolgt sein, die Aisne im Angesicht desselben überschritten und ihn über Hals und Kopf nach Paris geworfen haben. Allein man ist allerdings nicht berechtigt, dasselbe von Blücher unter diesen Umständen zu verlangen. Bonaparte und die französische Armee waren immer noch moralisch zu überlegen, um nicht ein vorsichtigeres Betragen an seinem Ort zu finden. Ein solches verhinderte also Blücher aus der geraden Straße nach Soissons vorzudringen; denn so lange Bonaparte bloß von vorn angegriffen wurde, hätte er diesen Ort gewiß eher mit seinem ganzen Heere verteidigt als verlassen. Rechts auf Compiegne zu marschieren war untunlich, weil ihn das noch mehr von seiner Basis entfernte; es blieb also nichts übrig, als über Fismes und Reims zu marschieren, und von da nach den Umständen entweder wieder gegen die Straße von Soissons nach Paris, um noch einmal über Bonaparte herzufallen, wenn er noch nicht abmarschiert wäre, oder auf Chateau-Thierry und la Ferte, im Falle Bonaparte seine Richtung gegen die Aube genommen hätte. Wahrscheinlich wäre Bonaparte dann nach Paris gedrängt und also nicht zu dem extravaganten Marsch in den Rücken der Alliierten verleitet worden; die Sachen hätten sich allerdings weniger gut gestellt, allein dies konnte unmöglich vorhergesehen und künstlich herbeigeführt werden. Ging Bonaparte auf Paris zurück, so mußte Blücher ihm dahin folgen, und unter den Mauern dieser Stadt seine Stellung nehmen, um die Ankunft des Schwarzenbergschen Heeres abzuwarten.“
    Passend dazu berichtet uns unser Feldmarschall von Gneisenau in einen Brief an den preußischen Staatskanzler August von Hardenberg von der Vorgeschichte der Schlacht bei Laon:
    „Eure Exzellenz sind die heftigen Gefechte und unsere dadurch nötig gewordenen Bewegungen in vergrößertem Maßstabe zugekommen, wie ich voraussetzen muß. Ich eile, Sie zu benachrichtigen, daß Sie sich vollkommen darüber beruhigen können. Wir haben Verluste durch die Heftigkeit der Gefechte erlitten, allein die Tapferkeit der Truppen hat sich auch hier wieder bewährt. Die Korps haben sich ihren Rückzug errungen, und alles ist hier vereinigt. Von übermorgen an können wir die Offensive wieder ergreifen. Die Operationen zwischen der Marne und Seine ist eine der schwierigsten. Nur zwei Straßen führen in diesem Raum nach Paris, und nur eine derselben ist in jetziger Jahreszeit brauchbar für Geschütze. Das Land ist sehr durchschnitten und französischer Kriegsart sehr günstig. Nur zwei Brücken über die Marne waren uns zu Gebote. Querwege zwischen den beiden Flüssen sind für Artillerie nicht brauchbar. Unsere Aufgabe war, des Feindes linke Flanke zu umgehen. Auf einmal verschwindet der französische Kaiser von der Seine und fällt, ohne daß wir benachrichtigt worden, in unsere Quartiere. Die Korps werden einzeln angefallen. Yorck und Sacken vereinigen sich. Die Einigkeit mangelt. Sie werden zwar nicht geschlagen, aber denn doch genötigt, sich zurückzuziehen. Wir suchen sie mit unseren 16,000 Mann zu befreien, stoßen aber den 14ten auf eine große Übermacht des Feindes, besonders an Kavallerie. Sowie wir das Nachteilige unserer Lage gewahr werden, ziehen wir uns fechtend zurück; in der besten Ordnung. Die Schnelligkeit der 8000 Mann starken feindlichen Kavallerie indessen kommt uns auf unserem Rückzuge zuvor. Wir müssen uns Bahn brechen. Dies geschieht mit zwei Kanonen auf der Chaussee und dem Bajonett. Die Reiterei greift uns von allen Seiten an; die Tapferkeit der Truppen überwindet endlich jede Schwierigkeit. Wie haben unseren Rückzug bis hierher fortgesetzt, ohne von dem Feinde belästigt zu werden. Dieser hat vielmehr seinen Weg gegen Paris genommen. Vermutlich hat die Stellung unserer Truppen bis Monterau hin dieses veranlaßt, denn sonst hätte er uns in der großen Ebene von Etoges bis hierher sehr beschwerlich fallen können. In wenigen Tagen, wenn mit Winzingerode, Bülow und unseren Ersatzmannschaften vereinigt, werden wir wieder 100,000 Mann stark sein; dann können wir wieder eine selbstständige Offensive beginnen. Die große Armee ist ihrerseits stark genug, um alles niederzutreten, was sich ihr entgegensetzen möchte, sofern man nur Entschlossenheit genug hat, dies zu tun. Es ist also gar kein Grund vorhanden, schwach in den Unterhandlungen zu werden, sondern ich muß fortan raten, die Dinge aufs Äußerste zu treiben, damit wir künftighin dauerhafter Ruhe genießen. Jeder Frieden gibt nur einen Waffenstillstand.“

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  6. Unser alter Recke August Neidhardt von Gneisenau wurde heute geboren und zwar 1760 in Schildau und damit im Sachsenland. Deshalb bekommt unser Gneisenau von mir das Lied Sachsenland von Heidevolk als Ständchen: https://www.youtube.com/watch?v=55ls_ydHstU (Was die Karo darf, kann ich nämlich schon lange.) Zahlreiche Gemetzel hat unser Gneisenau mit angerichtet und ausgeheckt. So auch an der Katzbach, wo unser Geneisenau und unser Blücher mit ihren 114,000 Recken Napoleons Marschall MacDonald mit seinen 104,000 Mann eiskalt erwischt und haben ihm einen Verlust von 30,000 Mann beigebracht haben (selbst aber dabei nur 4000 Mann verloren). Den Hergang der Schlacht erzählt uns nun unser Geburtstagskind in einen Brief an unseren Kriegsphilosophen Carl von Clausewitz: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Mein teurer Freund. Wir haben vorgestern eine schöne Schlacht gewonnen; entscheidend, wie die Franzosen noch nie eine verloren haben. Den 19. d. hatten die Feindseligkeiten mit einem heftigen Gefecht bei Löwenberg begonnen, nachdem bereits der General Sacken mehrere Gefechte der zweiten Ordnung gehabt hatte. Am 21. wollte uns der französische Kaiser bei Löwenberg zu einer allgemeinen Schlacht bringen und uns während derselben über Bunzlau in Flanke und Rücken gehen. Wir wichen aus und zogen, mit unsern Arriergarden stets fechtend, gegen Lauterseifen zurück. Der Feind folgte uns des anderen Nachmittag, aber kraftlos. Dieses gab uns die Vermutung, daß er Truppen aus der Armee vor uns weggezogen habe. Wir gingen bis Goldberg, um unsere rechte Flanke, die noch immer bedrohet war, zu sichern. Am 23. entspann sich bei Goldberg ein sehr heftiges Gefecht, doch abermals nur mit unsern sämtlichen Arriergarden und der Brigade Mecklenburg. Als Graf Langeron in der linken Flanke durch den Verlust des Wolfsbergs genommen war, traten wir unseren Rückzug bis hinter Seichau an. Yorck (der Elende) wich aber in der Nacht bis eine Meile hinter Jauer zurück. Langeron konnte mit Mühe in seiner vortrefflichen Stellung erhalten werden. Am 25. machten wir einen Entwurf, über die Katzbach zu gehen und dem Feind zwischen Liegnitz und Goldberg ins Zentrum zu gehen. Die Disposition war bereits ausgegeben, die preußischen Truppen nebst Sacken im Marsch; das Hauptquartier um 9 Uhr des Morgens schon in Brechtelshof, als Langeron in seiner festen Stellung hinter dem Dorfe Hennersdorf kanoniert wurde. Wir hielten mit dem Marsch inne und wollten die Dinge sich näher entwickeln lassen. Bald kam die Meldung von unsern Vorposten, der Feind rücke an gegen uns. Schnell machten wir unsere Anstalten. Hinter sanften Höhen verbargen wir unsere Armee und ließen nur unsere Avantgarde auf der weiten Ebene am rechten Ufer der wütenden Neiße. Die Punkte für einige Batterien wurden schnell genommen. Mittlerweile hatte der Feind den Graf Langeron von Stellung zu Stellung geworfen. Dieser konnte nicht Widerstand tun, indem der Elende sein sämtliches Geschütz, bis auf 30 Sechspfünder, zwei Meilen weit zurückgeschickt hatte, nur um sich nicht zu schlagen, was er fast stets verweigerte. Seine linke Flanke war ihm bereits von Hermsdorf her genommen, und nun wollte der Feind dessen rechte Flanke umgehen, um ihn vollends aus seiner Stellung an der wütenden Neiße zu stürzen, wo das ganze Korps aufgelöst worden wäre. Die Flüchtlinge hätten sich dann bei Jauer, sofern wir dort geblieben wären, auf uns geworfen, und wir waren ohne Rettung verloren. Unser Entwurf zum Angriff und der Umstand, daß wir zeitig marschiert gewesen waren, retteten uns vom Verderben. Wir konnten nun mit Ruhe unsere Dispositionen machen. Der Feind war über die Katzbach herübergekommen und hatte nun das Defilee in seinem Rücken. Er ging nun auf unsere Avantgarde los. Schnell ließen wir drei Brigaden aus ihrem Hinterhalt hervorbrechen und mit dem Bajonett auf den Feind losgehen. Der Regen war unaufhörlich; der Sturm schlug uns ins Gesicht. Die Infanterie zeichnete sich durch hohe Tapferkeit aus. Ein langes unentschiedenes Kavalleriegefecht in einer Linie entspann sich. Wir brachten neue Schwadronen heran. Einige unserer Bataillonsmassen, darunter ein Bataillon Landwehr, vernichteten eine starke feindliche Infanteriemasse. Wir brachten mehr Geschütz vor. Der General Sacken hatte eine Linksschwenkung gemacht; wir preßten den Feind in einen engern Raum. Er ward an den steilen Talrand der wütenden Neiße und der Katzbach mit seinen Rücken angeklemmt, und schlug sich um seine Rückzugsstraße. Seine Reiterei verschwand; wir dirigierten mehr Infanteriemassen gegen eine Linie und eine starke Infanteriemasse, die noch Widerstand tun wollten; und nachdem wir selbige mit einigen Stücken Geschütz kartätscht und mit Tirailleurs geängstigt hatten, ließen wir eine Bataillonsmasse auf sie losgehn und sie vollends den steilen Talrand hinunterstürzen. Alle Kriegsfuhrwerke flohen in der wildesten Flucht und an dem Rand und dem steilen Abhang lag alles in der Unordnung des Schreckens. Die Nacht brach ein; von unserer Kavallerie konnte nur wenig gesammelt werden. Sie setzte nicht nach, weil sie ihr Handwerk nicht mehr versteht. Der Befehl ward erteilt, daß die Armee um zwei Uhr nachts dem Feinde folgen sollte. Die Befehlshaber konnten zum Teil nicht gefunden werden, andere hatten nicht Lust. Erst des anderen Morgens gegen Mittag ging die Avantgarde über den Fluß und die Brigade Horn folgte. Graf Langeron ward gerettet, indem einige Bataillons von unserer Brigade Steinmetz über die wütende Neiße gingen und den Feind in die linke Flanke nahmen. Ohngeachtet, daß die Menschen nicht verstehen, einen erfochtenen Sieg zu benutzen, so sind die Resultate des unsrigen dennoch groß, soviel sie bis jetzt bekannt sind. Etwa 60 Kanonen, 200 Pulverwagen und Feldschmieden (letztere allein 8), 6000-7000 Gefangene sind die Früchte des Sieges. Was wir auf unserem Marsche von Eichholz hierher gesehen haben an Leichnamen, Kriegsfuhrwerken usw., und was wir über die Unordnung und Zusammensetzung der Arriergarde, die aus allen Flüchtlingen mehrerer Regimenter besteht, gehört haben, beweist uns, daß Macdonalds Armee gänzlich aufgelöst ist. Wir sind gestern durch die angeschwollenen Gewässer bis an die Brust gegangen; wir hoffen, den Feind am Bober zu finden, und diesen Fluß vielleicht so angeschwollen, daß sie nicht sich retten können. Eine Division hat bereits bei Hirschberg nicht über den Fluß kommen können und mußte ihren Weg am unfahrbaren rechten Ufer des Bobers nehmen. Nach einem aufgefangenen Briefe des Divisionsgenerals haben sich drei Viertel derselben bereits in die Wälder verlaufen. Ich lasse die Sturmglocke ziehen, um die Bauern gegen sie aufzubieten. Der Plan des französischen Kaisers war, uns zu schlagen, dadurch einen Eingang in Böhmen zu gewinnen und sodann konzentrisch in dieses Land einzuziehn im Rücken der großen Armee. Wir haben diesen Plan vereitelt und eine große Armee vernichtet. Wir hatten gegen uns das Korps von Ney, jetzt Souham, Macdonald, Lauriston, Bertrand und das Kavalleriekorps von Sebastiani. Was von mir abhängt, soll geschehen, um diese Armee vollends zu vernichten. Der Graf von St. Priest soll von Hirschberg über Greiffenberg, Marklissa gegen die Straße von Lauban nach Dresden vordrücken und Neuperg soll sich dort mit ihm vereinigen. Diese Schlacht ist der Triumph unserer neugeschaffenen Infanterie. Ich habe keine Traineurs derselben im tiefsten Gewühl der Schlacht gesehen. Alle Bataillons standen auf den hervorspringenden Punkten des Terrains in vollen Vierecken. Ein Landwehrbataillon von Thiele ward von feindlicher Reiterei umringt und aufgefordert, sich zu ergeben. Es feuerte; nur ein Gewehr ging los. Dennoch ergaben die Landwehrmänner sich nicht; Nein! Nein! schrien sie, und stießen mit den Bajonetten. Einen Augenblick war unsere Kavallerie geschlagen und schon hatte sie eine halbe Batterie verloren. Alles ward durch Unterstützungen wiedergutgemacht. Die Schlacht hatte das ganze Ansehen einer antiken. Das Feuer während derselben schwieg gegen Ende des Tages ganz, bis wir durch den durchweichten Boden wieder Geschütz herbeirufen konnten. Nur das Geschrei der Streitenden erfüllte die Luft; die blanke Waffe entschied. Yorck hatte abermals alles für verloren gehalten. Wir sind verloren! schrie er. Jeder will sich Lorbeeren sammeln. Wir gehen zugrunde; der Sieg wurde mir aus der Hand gerissen, und solche Reden mehr. Und dennoch stand unsere ganze Infanterie in schönster Ordnung. Der Marsch von hinter Jauer sollte nicht gemacht werden. Man fatiguiere die Truppen ohne Zweck, hieß es. So mußten wir diesen Sieg erzwingen. Das Glück war uns hold, und die gerechte Sache siegte trotz allen Mißgünstigen. Empfehlen Sie mich, mein teurer Freund, Ihrer Gemahlin und bleiben Sie gewogen Ihrem überglücklichen Freund N. v. Gneisenau. Wie schwierig meine Lage ist, können Sie denken. Blücher will immer vorwärts und hält mich für zu behutsam; Langeron und Yorck zerren mich wieder zurück, und halten mich für einen verwegenen Unbesonnenen. Glück! sei mir ferner hold!“
    Für Männer wie unseren Feldmarschall von Gneisenau haben die Götter das liebe Eisen wachsen lassen und so gibt es nun noch die Vertonung von „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ von unserem Skalden Ernst Moritz Arndt zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=2s-oxJT6NM8
    „Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
    der wollte keine Knechte,
    drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
    dem Mann in seine Rechte;
    drum gab er ihm den kühnen Mut,
    den Zorn der freien Rede,
    dass er bestände bis aufs Blut,
    bis in den Tod die Fehde.
    So wollen wir, was Gott gewollt,
    mit rechter Treue halten
    und nimmer im Tyrannensold
    die Menschenschädel spalten.
    Doch wer für Tand und Schande ficht,
    den hauen wir zu Scherben,
    der soll im deutschen Lande nicht
    mit deutschen Männern erben.
    O Deutschland, heil’ges Vaterland!
    O deutsche Lieb’ und Treue!
    Du hohes Land, du schönes Land!
    Dir schwören wir aufs neue:
    Dem Buben und dem Knecht die Acht!
    Der fütt’re Krähn und Raben.
    So ziehn wir aus zur Herrmansschlacht
    und wollen Rache haben.
    Lasst brausen, was nur brausen kann,
    in hellen, lichten Flammen!
    Ihr Deutschen alle, Mann für Mann
    fürs Vaterland zusammen!
    Und hebt die Herzen himmelan
    und himmelan die Hände,
    und rufet alle, Mann für Mann:
    Die Knechtschaft hat ein Ende!
    Lasst klingen, was nur klingen kann,
    Trompeten, Trommeln, Flöten!
    Wir wollen heute Mann für Mann
    mit Blut das Eisen röten,
    mit Henker- und mit Knechteblut,
    o süßer Tag der Rache!
    Das klinget allen Deutschen gut,
    das ist die große Sache.
    Lasst wehen nur, was wehen kann,
    Standarten wehn und Fahnen!
    Wir wollen heut uns Mann für Mann
    zum Heldentode mahnen:
    Auf, fliege, stolzes Siegspanier,
    voran dem kühnen Reihen!
    Wir siegen oder sterben hier
    den süßen Tod der Freien.“

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  7. Heute gibt es wahrlich etwas zu feiern: Unser preußischer Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau wurde heute geboren (1760 in Schildau). Bekannt durch seine umfangreiche Tätigkeit als preußischer Heeresreformer und durch seine Teilnahme an den Befreiungskriegen gegen Napoleon, in denen er Blücher als Stabschef diente. Mit unserem Kriegsphilosophen Carl von Clausewitz war unser Feldmarschall Gneisenau gut befreundet und versuchte daher auch den zürnenden König Friedrich Wilhelm III. von Preußen mit diesem zu versöhnen:
    „Ich erhalte eine andere Bestimmung und soll an die Spitze der eigentlichen schlesischen Verteidigungsanstalten gestellt werden. Zu dem Ende befinde ich mich bereits hier, um in Zeit von einer Stunde mich zu der Person des Königs in Neudorf, eine Stunde Weges von hier, zu verfügen. Bei dieser Gelegenheit werde ich einen ernstlichen Versuch machen, um Clausewitz als Chef meines Generalstabes wieder in preußische Dienste zu ziehen.“
    Der Grund des königlichen Zorns bestand darin, daß unser Clausewitz 1812 in russische Dienste getreten ist, um gegen Napoleon zu kämpfen. Daher mußte unser Gneisenau nun den zornigen König beschwichtigen. Das tun wir Kriegs- und Panzerfreunde immer und so versuchte später auch unser Panzerheinz Guderian meine Rückberufung durch den Autobahnbauer zu erreichen, womit er allerdings noch weniger Erfolg hatte als damals unser Gneisenau. Zur Feier des Tages lasse ich nun unseren Clausewitz ein paar Worte zum Nutzen der preußischen Landwehr sagen, deren Aufbau und Gedeihen unseren Feldmarschall Gneisenau sehr am Herzen lag:
    „Die Landwehreinrichtung, indem sie eine bedeutende Masse des Volkes, nämlich etwa einen Dritteil aller waffenfähigen Männer, in regelmäßige Regimenter zusammenstellt, ihnen Offiziere aus ihrer Mitte gibt und die Waffen in offenen Zeughäusern unter ihnen niederlegt, gibt offenbar dem Volke die Waffen in die Hände. Das Volk ist, wie alle Völker, schwer ganz zufriedenzustellen; man kann sogar sagen, im strengsten Sinne würde dies ganz unmöglich sein. Jetzt aber ist ein Zeitpunkt, der sich durch ein unruhiges Streben und einen Geist der Unzufriedenheit mit der Regierung auszeichnet, es ist also jetzt doppelt gefährlich, dem Volke die Waffen in die Hand zu geben. Jede Regierung muß in Zeiten der inneren Bewegungen und des Widerstandes der unteren Klassen darauf gefaßt sein, nachdem alle Mittel der Überredung und Weisheit fruchtlos geblieben sind, das Schwert als die letzte Stütze ihres Rechtes und ihres Verhältnisses anzusehen. Dieses Schwert aber ist eine schwache Stütze, wenn sie es nicht allein führt, wenn der widerspenstige Haufe ebensogut wie sie mit demselben umgürtet ist. Die Reihe dieser Sätze und Schlüsse wollen wir in ihrer inneren Wahrheit nicht angreifen, sondern wir wollen nur das Gegengewicht aufsuchen, was vorhanden ist und was ihre Wirkung auf der Waage der Wahrheit und Weisheit ebensogut aufhebt, als ob sie selbst vernichtet würden. Die Bewaffnung des Volkes, d. h. die Landwehreinrichtung, gibt einen Widerstand nach außen, der durch kein stehendes Heer erreicht werden kann. Welche Einrichtungen man auch trifft, niemals wird man die Streitkraft durch ein stehendes Heer mit denselben Finanzmitteln, mit denselben Aufopferungen von seiten der Untertanen zu der Höhe bringen, wohin das Landwehrsystem sie führt. Wer dies absolut leugnet, mit dem müssen wir Überlegungen anderer Art anstellen, als wir uns hier vorgesetzt haben. Nur mit denjenigen können wir die Diskussion fortsetzen, welche diesen Satz einstweilen zugestehen, für welchen, abgesehen von den Beweismitteln a priori, die Erfahrungen der Jahre 1806 und 1813, nebeneinander gestellt, ein starkes Zeugnis ablegen. Die Landwehr vermehrt die Gefahr einer Revolution; die Entwaffnung der Landwehr vermehrt die Gefahr einer Invasion. Welche von beiden ist nach historischen Zeugnissen die größere? Wo soll man in Deutschland die revolutionären Heere suchen, die in Italien, Frankreich und England sich so häufig vorfinden? In welchem Jahrhundert, in welcher Provinz? Ich dächte, das Mißtrauen müßte sich bei dieser Frage beschämt fühlen. Sind es etwa vorzüglich die preußischen Länder, in denen das so ruhige, unblutige Deutschland noch am unruhigsten und gewaltsamsten war? Ist es etwa vorzüglich das achtzehnte Jahrhundert gewesen? Von einer Revolution, von einer wahrhaften Rebellion wissen wir nichts. Wissen wir auch nichts von einer Invasion? Wenn es also in gewisser Beziehung gewagt sein mag, ein bewaffnetes Volk zu haben, ist es nicht viel gewagter, ein unbewaffnetes zu beherrschen? Die gewissenhafte Beantwortung dieser ersten Frage möchten wir denen ans Herz legen, welche vom unbequemen Bedürfnisse des nächsten Augenblickes sich fortreißen lassen. Der zweite Punkt, den wir etwas ins Klare setzen wollen, ist das Verhältnis, in welchem die Entwaffnung des Volkes zur inneren Ruhe und zur Sicherheit der Regierung steht, um dadurch das Maß der Vorteile zu bestimmen, welche man durch die Entwaffnung erhält, und mit diesem das Gegengewicht zu vergleichen. Sind es die Waffen, worauf es allein oder hauptsächlich ankommt? Sind die Tiroler weniger gute Untertanen gewesen, weil sie bewaffnet waren? War das französische Volk im Jahre 1789 bewaffnet? Ferner: Sind Landwehr und stehendes Heer, politisch genommen, auch wirklich wahre Gegensätze, wie man vorgibt? Ist es so leicht, den Geist des Volkes, wenn er anfängt, sich zu verderben, vom stehenden Heere auszuschließen? War das stehende Heer Ludwigs XVI. nicht ein solches in der höchsten Potenz und ist es nicht vom Geiste der Revolution zusammengeschmolzen und vernichtet worden wie der Schnee im Frühjahre? Können wir also die Aufhebung der Landwehr und die Vergrößerung des stehenden Heeres als den Talisman gegen den Brand einer Revolution betrachten, wenn zu dieser schon alle Funken bereitliegen? Offenbar wäre nichts so verderblich als dieser Glaube. Das Schwert, auf welches sich eine von dem trunkenen Geiste eines verführten Volkes angegriffene Regierung in letzter Instanz stützen muß, ist die kriegerische Persönlichkeit des Herrschers und seiner Familie in Verbindung mit einem tugendhaften Willen. Für diese beiden Dinge wird sich immer eine Schar von Männern finden, die, vom Gefühle des Rechtes durchdrungen, sich eng an den Thron anschließen. Dieses Äußerste ist hier bloß berührt, um damit anzudeuten, daß wir nicht meinen, eine sich immer beschleunigende Bewegung des Nachgebens, eine unerschöpfliche Sanftmut im Märtyrertum der Duldung sei das einzige oder wahre Beschwörungsmittel; sonst aber scheint es uns ziemlich unnütz, von diesem Äußersten zu reden, solange noch gar kein Kampf vorhanden ist. Die Formel stehendes Heer ist es also nicht, welche das Unglück beschwören könnte, wenn es im Anzuge wäre; die Bewaffnung der Landwehr ist es nicht, welche den Schwerpunkt der Gefahr bildet. Eine redliche und kluge Behandlung von Heer, Landwehr und Volk kann allein die Elemente der Treue und Anhänglichkeit in allen dreien erhalten und vermehren; ohne diese ist nirgends Sicherheit und über die Kraft dieser hinaus reicht auch nicht die Gefahr einer Landwehr.“
    Die Briefe unseres Geneisenaus geben uns einen tiefen Einblick in sein strategisch-operatives Denken und so lasse ich unseren verehrten Herrn Feldmarschall seine Überlegungen zum Feldzug gegen die Gallier im Jahre 1814 darlegen:
    „Nancy ist unser! Der Feind ist des Widerstandes unfähig. Sein Verteidigungssystem ist wurmstichig geworden. Die Einwohner haben unsere Truppen mit Freuden aufgenommen. Aufstand in Massen, Landsturm, Kohorten! Nichts will mehr fruchten. Das Unglück Napoleons hat ihn dem betrogenen Volk verhaßt gemacht, so wie früher sein Glück selbes blendete. Wir mögen ohne große Gefahren und Anstrengungen in Paris anlangen. Eine letzte Schlacht wird weder blutig noch gefährlich sein. Als treue Waffengefährten sind wir bereit zu allem, was der Herr Fürst wünschen wird, mitzuwirken. Rechnen Sie auf alles, was in unseren Kräften steht. Sie, liebe Exzellenz, kennen die Gesetze der Kriegskunst besser als ich und wissen so wohl als ich, daß es häufig Vorteil bringt, davon abzuweichen oder vielmehr die Abweichung zur eigentlichen Regel zu erheben. Der Fall scheint mir jetzt eingetreten. Wir haben am Rhein Truppen stehen, deren Zahl zusammengenommen eine furchtbare Armee ausmachen würde. Und zu welchem Zweck? Um Straßburg und Mainz zu beobachten. Wir haben nach Paris vierzehn Märsche; es reichen achtzehn Tage hin, diese Märsche zu vollenden, eine Schlacht zu liefern und einen Waffenstillstand vorzuschreiben. Um des Sieges ganz gewiß zu sein, warum sollten wir nicht alles, was wir am Rhein haben, konzentrisch auf Paris nachrücken lassen! Der höchste Nachteil, so daraus entstehen könnte, wäre, daß die Garnisonen der genannten Plätze Exkursionen in das benachbarte Land (immer nicht sehr weit) machten. Diesen würde der Landsturm steuern und sie erschweren. Zur Sicherheit der nachrückenden Truppendetachements könnte man die nördlich des Mains marschierenden in Kassel, jene südlich dieses Flusses in Ulm vereinigen und in stärkeren Abteilungen dem Rhein zumarschieren lassen. Munitionsvorräte wegen Armeen im Rücken aufzustellen, scheint mir eine Truppenverschwendung. Wenige hundert Wagen führen die für eine zweite und dritte Schlacht nötige Munition mit sich, wie sich aus einer leichten Berechnung ergibt. Diese muß die Armee sogleich mit sich führen. Dafür kam man aus unserem Trotz eine Menge Wagen ausscheiden. Ob die Armee, welche der etwa bis Melun vorgerückten Hauptarmee Flanken und Rücken decken soll, in Chalons-sur-Marne stehe oder am Oberrhein, ist an und für sich gleichgültig, wenn nur der Zweck erreicht wird. Aber in unserem besondern Fall, wo es es auf eine einzige Schlacht ankommt, um uns zu vollständigen Siegern zu machen und uns in den Stand zu setzen, einen Frieden vorzuschreiben, wie wir ihn bedürfen, steht diese Deckungsarmee besser in Chalons als am Rhein, das wir solche dann zur Schlacht heranziehen können und den Verlust derselben dadurch unmöglich zu machen vermögen. Euer Exzellenz erlauchter Einsicht und langer Kriegserfahrung unterwerfe ich diese meine Ideen. Mancher schulgerechte Kriegskünstler, der den Krieg mit regelmäßigen Belagerungen vom Rhein ab systematisch in das Innere von Frankreich hineinführen möchte und dadurch den Krieg verlängern, dessen Wechselfälle vermehren und uns erschöpfen würde, müßte über meine Verwegenheit das Verdammungsurteil sprechen und meine Idee eine exzentrische nennen. Solche Urteile würden meine Überzeugung nicht ändern. Wenn aber ein Mann wie Sie, Herr Feldmarschall-Leutnant, meine Behauptung mit Gründen widerlegt, die aus einer höheren Ansicht der Dinge geschöpft sind, so will ich meine Ansicht aufgeben. Ein vorübergehender Nachteil untergeordnet werden. Jener ist die Preisgebung einiger Quadratmeilen, dieser aber ist die Vorschreibung eines Friedens, wie ihn die Ruhe der Völker und die Sicherheit der Throne bedarf…“

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  8. Alles Liebe und Gute wünsche ich unserem Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau. Der Gute hat nämlich heute Geburtstag (1760 in Schildau) und bekommt dafür von seinem Freund und Mitstreiter Ernst Moritz Arndt das Kriegslied gegen die Welschen vorgetragen:
    „Und brauset der Sturmwind des Krieges heran,
    Und wollen die Welschen ihn haben,
    So sammele, mein Deutschland, dich stark wie ein Mann
    Und bringe die blutigen Gaben,
    Und bringe das Schrecken und bringe das Grauen
    Von all deinen Bergen, aus all deinen Gauen
    Und klinge die Losung: Zum Rhein! Über’n Rhein!
    Alldeutschland in Frankreich hinein!
    Sie wollen’s: So reiße denn, deutsche Geduld!
    Reiß durch von dem Belt bis zum Rheine!
    Wir fordern die lange gestundete Schuld –
    Auf, Welsche, und rühret die Beine!
    Wir wollen im Spiele der Schwerter und Lanzen
    Den wilden, den blutigen Tanz mit euch tanzen,
    Wird klingen die Losung: Zum Rhein! Über’n Rhein!
    Alldeutschland in Frankreich hinein!
    Mein einiges Deutschland, mein freies, heran!
    Sie wollen ein Liedlein euch singen
    Von dem, was sie schleichende List euch gewann,
    Von Straßburg und Metz und Lothringen
    Zurück sollt ihr zahlen! heraus sollt ihr gehen!
    So stehe der Kampf auf Tod und auf Leben!
    So klinge die Losung: Zum Rhein! Über’n Rhein!
    Alldeutschland in Frankreich hinein!
    Mein einiges Deutschland, mein freies, heran!
    Sie wollen, sie sollen es haben!
    Auf! Sammle und rüste dich stark wie ein Mann,
    Und bringe die blutigen Gaben!
    Du, das sie nun nimmer mit Listen zersplittern,
    Erbrause wie Windsbraut aus schwarzen Gewittern!
    So klinge die Losung: Zum Rhein! Über’n Rhein!
    Alldeutschland in Frankreich hinein!“
    In einer Denkschrift aus dem Jahre 1808 schmiedet unser Gneisenau nun – auch heute noch sehr nachahmungswerte – Pläne für eine Erhebung gegen Napoleon: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Wir dürfen mit Sicherheit annehmen, daß wir unsern Feinden vielfach überlegen sein werden. Werden diese Kräfte gehörig geleitet, so müssen sie zu einem günstigen Erfolg führen. Man muß sich in keine entscheidenden Treffen einlassen, es sei denn, der Sukzeß wäre auf das gewisseste gesichert. Man beschäftigt den Feind den Tag über durch zerstreute Gefechte, hält unsere Kolonnen zurück, und wenn der ermüdete Gegner sich der Ruhe überlassen will, so fällt man über ihn her, um ihn zum entscheidenden Handgemenge zu zwingen. Nachtgefechte sind uns immer günstig und entziehen dem Feinde die Vorteile seiner Schießwaffen. Wo der Feind mit Übermacht vordringt, da weicht man zurück, verödet das Land vor ihm her, wirft sich in dessen Flanke und Rücken und schneidet ihm die Zufuhren ab. Es ist nicht möglich, daß er diese Kriegsart lange aushalte. Es wird ihm bald an Munition und Menschen mangeln, und die Ergänzung dieser Gegenstände muß ihm schwer werden, da sie ihren Weg durch uns befreundete Länder nehmen müssen. Während seine Truppen in einem ihnen verhaßten Kriege zusammenschmelzen, vermehren sich unsere Kriegshaufen durch Erfolge, gewinnen an Kriegserfahrung, und nach einem rühmlich durchgefochtenen Kampf steht die deutsche Unabhängigkeit gesicherter als je da. Zwei Grundsätze werden sich aus dieser mit Erfolg gekrönten Kraftäußerung entwickeln. Erstens, daß eine minder mächtige Nation zwischen Übermächtigen es wagen dürfe, unabhängig zu sein, da der Eroberer niemals so viel Truppen aus seinem Gebiet in das fremde versetzen kann, als die verteidigende Nation ihm entgegenzustellen vermag. Unter 15 Millionen Menschen jedes Geschlechts und Alters befinden sich überall eineinhalb Millionen junge Männer von 18-29 Jahren, und über eine Million von 30-39 Jahren. Der dritte Teil davon ist hinreichend, um alles zu vernichten, was die Grenze feindselig zu überschreiten wagen möchte. Jeder auf Eroberungen verzichtende Regent kann demnach fortan ruhig in seiner Resident den Stürmen, die ihn umgeben, zusehen, sich ungestört nur mit dem Glück seines Volkes beschäftigen, und er zieht nur dann an die Grenzen seines Landes, wenn ein übermütiger Feind dessen Unabhängigkeit und seine Ehre bedroht. Der zweite sich entwickelnde Grundsatz wird der sein, daß die mit so hartem Druck auf den Nationen lastenden Heere bedeutend vermindert werden können. Man kann sich nicht verhehlen, daß zur Entnervung und Entartung der Völker nichts mehr beigetragen hat als diese stehenden Heere, die den kriegerischen Geist der Nation und ihren Gemeinsinn zerstörten, da sie die übrigen Stände von der unmittelbaren Verteidigung des Staates entbanden. Diese Heere vermehrten sich mit jedem Tage, und durch den gestiegenen Geldwert aller Dinge wurden die dazu nötigen Kosten fast unerschwinglich, alle Staats- und Geisteskräfte wurden angespannt, um ihre Erhaltung zu sichern, und dennoch gaben sie nur einen sehr unsichern Schutz, da derjenige glückliche Eroberer, der ihre Zahl am meisten zu vermehren imstande war, am Ende Sieger blieb; denn Mehrzahl, mit Klugheit geleitet, sichert, bei übrigens gleichen Umständen, immer den Erfolg. Überträgt man hingegen dem Volke unmittelbar die Verteidigung seines Herdes, so weckt, verbreitet und erhält man in ihm den kriegerischen Geist und sichert sich immer die Übermacht der Mehrzahl.“

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  9. Anno 1760 wurde einer unserer großen deutschen Heerführer geboren: August Neidhardt von Gneisenau. Ein Mitarbeiter Scharnhorsts bei der großen preußischen Heeresreform und später der Generalstabschef Blüchers in den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815 gegen Napoleon, in denen unsere Preußen Siege wie den an der Katzbach, in der Völkerschlacht bei Leipzig, Laon oder Belle-Alliance errungen und die welsche Hauptstadt Paris gleich zweimal eingenommen haben. Da das Zusammenwirken von Blücher und Gneisenau mit dem von Hindenburg und seinem Generalstabschef Ludendorff verglichen worden ist, lasse ich unseren Sieger von Tannenberg dieses einmal ein wenig erklären (in der Hoffnung, daß wir daraus Rückschlüsse auf Blücher und Gneisenau ziehen können):
    „Man hat geglaubt, dieses Verhältnis mit dem Blüchers zu Gneisenau vergleichen zu können. Ich lasse dahingestellt sein, inwieweit man bei diesem Vergleiche von der wirklich richtigen historischen Grundlage ausgegangen ist. Die Stellung eines Chefs des Generalstabes hatte ich, wie aus meinen vorhergehenden Ausführungen ja bekannt ist, früher selbst jahrelang innegehabt. Die Tätigkeit eines solchen gegenüber dem die Verantwortung tragenden Führer ist, wie ich somit aus eigener Erfahrung wußte, innerhalb der deutschen Armee nicht theoretisch festgelegt. Die Art der Zusammenarbeit und das Ausmaß der gegenseitigen Ergänzung hängen vielmehr von den Persönlichkeiten ab. Die Grenzen der beiderseitigen Wirkungsbereiche sind also nicht scharf voneinander getrennt. Ist das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Generalstabschef ein richtiges, so werden sich diese Grenzen durch soldatischen und persönlichen Takt und die beiderseitigen Charaktereigenschaften leicht ergeben. Ich selbst habe mein Verhältnis zu General Ludendorff oft als das einer glücklichen Ehe bezeichnet. Wie will und kann der Außenstehende das Verdienst des einzelnen in einer solchen scharf abgrenzen? Man trifft sich im Denken wie im Handeln, und die Worte des einen sind oftmals nur der Ausdruck der Gedanken und Empfindungen des anderen. Eine meiner vornehmsten Aufgaben, nachdem ich den hohen Wert des Generals Ludendorff bald erkannt hatte, sah ich darin, den geistvollen Gedankengängen, der nahezu übermenschlichen Arbeitskraft und dem nie ermattenden Arbeitswillen meines Chefs soviel als möglich freie Bahn zu lassen und sie ihm, wenn nötig, zu schaffen. Freie Bahn in der Richtung, in der unser gemeinsames Sehnen, unsere gemeinsamen Ziele lagen: der Sieg unserer Fahnen, das Wohl unseres Vaterlandes, ein Friede, wert der Opfer, die unser Volk gebracht hatte.“
    In einer seiner Denkschriften von Anno 1808 widmet sich unser Gneisenau einmal mehr dem Kampf gegen die welsche Fremdherrschaft und schöpft dabei Kraft aus dem Freiheitskampf der Altvorderen gegen die übergewaltigen Römer: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Die Furchtsamkeit wird immer den schwachen Rat geben, ein so gewaltsames Mittel wegen Ungewißheit des Erfolges nicht zu wagen und lieber noch sich hinzuhalten suchen; man wird selbst von Gefahren für den Thron sprechen. Was die fernere Ergebung in den harten Willen des Sieges betrifft, so läßt sich, bei der heutigen Gestalt der Dinge, wohl erwarten, daß Napoleon Anträge machen und mildere Formen beobachten wird. Aber man darf sich deswegen nicht schmeicheln, daß eine Verbindung mit ihm unsern Untergang bereiten werde; nur verzögern wird er ihn. Früh oder spät kommen wir dennoch an die Reihe, und, einmal in der Höhle des Zyklopen, können wir bloß auf den Vorzug rechnen, zuletzt verzehrt zu werden. Man kann es sich nicht verhehlen, daß es für uns keinen Mittelweg zwischen Untergang und Schande auf einer, Unabhängigkeit und Ehre auf der anderen Seite gebe. Schlagen wir den der Ehre ein, so kann der preußische Name glorreicher als je wiederhergestellt werden. Nur mutigen und festen Schrittes auf der Bahn vorgeschritten, die Klugheit und Notwendigkeit uns vorzeichnen. Wieviel der feste Wille, unabhängig zu sein, vermag, bewies Sertorius in Spanien, Claudius Civilis in Belgien, Hermann in Deutschland gegen das mächtige Römerreich; in neuern Zeiten die kleine Vendee, und wahrlich, wir haben ganz andere Kräfte zu Gebot. Übrigens wird die Politik wohl wissen, wie sie sich bei einem etwaigen Ansinnen von jenseits des Rheins her zu benehmen hat. Man bekämpfe den Tyrannen mit seinen eigenen Waffen und stelle entschlossene Menschen an die Spitze der Truppen. Der Tag der Rache wird wohl kommen. Gefahren für den Thron gibt es bei uns nicht; dagegen sichert die Persönlichkeit des königlichen Paares. Die Augen von ganz Deutschland sind auf selbiges gerichtet; mit welchem Interesse, weiß die Welt. Eine gute, vom Throne ausgehende, von andern Völkern beneidete Konstitution wird die Anhänglichkeit an den Regenten vermehren und gegen eine Regierung, die sich Wohlstand, Aufklärung, Sittlichkeit und bürgerliche Freiheit der Nation zum Zwecke aufstellt, vermag weder Ehrfurcht noch Egoismus anzukämpfen. Beginnen wir demnach den ehrenvollen Kampf mit mutigem Herzen und im Vertrauen auf Gott, der eine gerechte Sache nicht verlassen wird, sofern er nicht um höherer Zwecke willen unsern Untergang beschlossen hat, der vielleicht nur deswegen uns so tief sinken ließ, um aus demselben Deutschland, worin religiöse Freiheit aufblühte, die politische zugleich mit der Veredlung der Völker, die nur in ihrer wechselseitigen Unabhängigkeit gedeihen kann, ausgehen zu lassen. Nie wurde für eine schönere Sache gefochten, denn es gilt Unabhängigkeit und Veredlung des Volkes zugleich. Vielleicht nur eine kurze Zeit, und schöner, blühender, kräftiger als je steht der verjüngte Staat da, glücklich im Innern, geachtet und gefürchtet von außen, Preußens Regent als Wiederhersteller deutscher Freiheit an seiner Spitze. Wem schlägt das Herz nicht von frohen Hoffnungen! Schon liegt der Plan zur Ausführung nach seinen Hauptmomenten ausgearbeitet da. Er kann nicht fehlschlagen, und es bürgt für den Erfolg mit seinen Kopf der Unterzeichnete Neidhardt von Gneisenau.“

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  10. Heute hat unser August Neidhardt von Gneisenau Geburtstag. 1760 kam unser Held im sächsischen Schildau zur Welt. Die meisten dürften ihn – hoffentlich – als preußischer Heeresreformer und Generalstabschef Blüchers kennen. Für höhere Aufgaben empfohlen hat sich unser Gneisenau aber durch die Verteidigung der Festung Kolberg. Gemeinsam mit seinen Waffenbrüdern Ferdinand von Schill – der später mit seinem berühmten Aufstand noch von sich reden machen sollte – und Joachim Nettelbeck behauptete er nämlich Kolberg vier Monate lang gegen eine mehrfache Übermacht der Gallier. Mit 22,000 Kriegsknechten rannten diese gegen Gneisenaus 6000 Recken an und holten sich dabei die ein oder andere blutige Nase. Eine Heldentat, die unser altes Reich mit dem Film Kolberg gewürdigt hat, den wir uns zur Feier des Tages gleich mal ansehen wollen: https://archive.org/details/Kolberg1945_201609 – Da im Film Theodor Körners „Bundeslied vor der Schlacht“ vorkommt, darf es auch auf unserer Geburtstagsfeier nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=bF_9kpmuuPw
    „Ahndungsgrauend, todesmutig
    Bricht der große Morgen an,
    Und die Sonne, kalt und blutig,
    Leuchtet unsrer blut’gen Bahn.
    In der nächsten Stunden Schoße
    Liegt das Schicksal einer Welt,
    Und es zittern schon die Lose,
    Und der eh’rne Würfel fällt.
    Brüder! euch mahne die dämmernde Stunde,
    Mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde,
    Treu, so zum Tod, als zum Leben gesellt!
    Hinter uns, im Grau’n der Nächte,
    Liegt die Schande, liegt die Schmach,
    Liegt der Frevel‘ fremder Knechte,
    Der die deutsche Eiche brach.
    Unsre Sprache ward geschändet,
    Unsre Tempel stürzten ein;
    Unsre Ehre ist verpfändet,
    Deutsche Brüder, löst sie ein!
    Brüder, die Rache flammt! Reicht euch die Hände,
    Daß sich der Fluch der Himmlischen wende!
    Löst das verlor’ne Palladium ein!
    Vor uns liegt ein glücklich Hoffen,
    Liegt der Zukunft goldne Zeit,
    Steht ein ganzer Himmel offen,
    Blüht der Freiheit Seligkeit.
    Deutsche Kunst und deutsche Lieder,
    Frauenhuld und Liebesglück,
    Alles Große kommt uns wieder,
    Alles Schöne kehrt zurück.
    Aber noch gilt es ein gräßliches Wagen,
    Leben und Blut in die Schanze zu schlagen;
    Nur in dem Opfertod reift uns das Glück.
    Nun, mit Gott! wir wollen’s wagen,
    Fest vereint dem Schicksal stehn,
    Unser Herz zum Altar tragen
    Und dem Tod entgegengehn.
    Vaterland! dir woll’n wir sterben,
    Wie dein großes Wort gebeut!
    Unsre Lieben mögen’s erben,
    Was wir mit dem Blut befreit.
    Wachse, du Freiheit der deutschen Eichen,
    Wachse empor über unsere Leichen!
    Vaterland, höre den heiligen Eid!
    Und nun wendet eure Blicke
    Noch einmal der Liebe nach,
    Scheidet von dem Blütenglücke,
    Das der gift’ge Süden brach!
    Wird euch auch das Auge trüber –
    Keine Thräne bringt euch Spott.
    Werft den letzten Kuß hinüber,
    Dann befehlt sie eurem Gott!
    Alle die Lippen, die für uns beten,
    Alle die Herzen, die wir zertreten,
    Tröste und schütze sie, ewiger Gott!
    Und nun frisch zur Schlacht gewendet,
    Aug‘ und Herz zum Licht hinauf!
    Alles Ird’sche ist vollendet,
    Und das Himmlische geht auf.
    Faßt euch an, ihr deutschen Brüder!
    Jede Nerve sei ein Held!
    Treue Herzen sehn sich wieder –
    Lebewohl für diese Welt!
    Hört ihr’s? Schon jauchzt es uns donnernd entgegen
    Brüder! hinein in den blitzenden Regen!
    Wiedersehn in der besseren Welt!“
    In einer seiner Denkschriften aus dem Jahre 1808 schmiedet unser Gneisenau nun Pläne zur Schilderhebung gegen die Gallier: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Das erste Gesetz des Bundes zur Vaterlandsverteidigung ist: Wer nicht mit uns ist, ist wider uns. Jede Mannsperson von 17 Jahren an wird bewaffnet, durch eine Nationalkokarde als Soldat bezeichnet und durch eine Nummer unterschieden. Wer ein Pferd hat, bringt solches mit und wird Kavallerist. Jede Obrigkeit, die nicht sogleich mit Eifer zur Sammlung, Bewaffnung und Ausrüstung der Vaterlandsverteidiger mitwirkt, ist sofort ihres Amtes entsetzt. Alle Obrigkeiten und Vorgesetzte, welche sich während der feindlichen Besitznahme Unterschleife haben zu schulden kommen lassen, werden von ihren Untergebenen ihres Amtes entsetzt und andere an ihre Stelle erwählt. Die Geistlichen erhalten mehr Amtsgewalt, die Kontrolle über die benachbarten Obrigkeiten und die Zensur über selbige in Betreff alles desjenigen, was diese Nützliches zur Landesverteidigung verabsäumen möchten. Die zusammengebrachten Bataillone wählen sich selbst ihre Unteroffiziere und Offiziere. Letztere bestätigt der König. Avancement und Belohnungen hat die Nationalarmee mit der stehenden Armee gemein. In jeder Provinz wird ein Oberlandeshauptmann, zwei Landeshauptleute und mehrere Landvögte gesetzt. Die volle Zivilgewalt liegt in ihren Händen. Erstere haben das Recht über Leben und Tod; das Vermögen des Staats und der Partikuliers steht ihnen zu Gebot: sie sind für nichts verantwortlich, was sie zur Landesverteidigung anordnen, aber wohl für alles, was sie unterlassen möchten, um dem Feinde zu schaden. Alle Zivilbehörden stehen unter ihnen. Sie besorgen die Zusammenziehung der waffenfähigen Männer ihrer Provinz, bestimmen, welche daheim bleiben sollen; sorgen für Waffen, Proviant, Zusammenbringung und Anordnung der Befestigungsmittel und beraten sich in allem, was zur Verteidigung der Provinz abzweckt, mit dem Militärchef derselben. Jeder Bauer, welcher ein mit Diensten belastetes Grundstück besitzt, befreit dasselbe davon, wenn er bis zu Ende für die Sache der Unabhängigkeit mitficht. Die Güter und das Vermögen aller derjenigen, welche sich lau oder der Sache des Feindes geneigt bezeugen, werden eingezogen und unter die im Kriege schwer Verwundeten und die Kinder der für die Sache des Vaterlandes Gefallenen verteilt. Alles vorrätige Getreide wird beim Vordringen des Feindes fortgeschafft und die Gegend vor ihm her verödet, die Mühlen der nötigsten Stücke beraubt, und Frauen und Kinder flüchten sich nach Bezirken, deren der Norden so viele hat und die mit wenig Mühe unzugänglich gemacht werden können. Schickliche Städte werden palisadiert, mit Blockhäusern versehen und zur Verteidigung eingerichtet. Was zerstört wird, trägt die Nation gemeinschaftlich. Auf Landmarken und Höhen werden Signale errichtet, um die Annäherung des Feindes zu erfahren. Alle waffenfähige Mannschaft eilt ihm nun entgegen. Man vermeidet jedoch entscheidende Gefechte, wofern man nicht des Erfolges ganz gewiß ist, führt nur den kleinen Krieg, hält die geschlossenen Kolonnen zurück, ermüdet den Feind und sucht es in Nachtgefechten zu entscheidendem Handgemenge zu bringen. Wo der Feind mit Übermacht vordringt, da weicht man zurück und wirft sich auf dessen Flanke und Rücken. Starke Engpässe verteidigt man mit Hartnäckigkeit. Wir erkennen alle Deutsche als unsere Brüder und erklären feierlich, daß wir nicht die Absicht haben, ihr Gebiet mit dem unsrigen zu vereinigen; nur diejenigen deutschen Völker, welche mit uns unter gemeinschaftlichen Gesetzen leben wollen, werden in unsern Bund aufgenommen. Alle See- und Handelsstädte, welche sich an uns anschließen wollen, können sich eine beliebige Verfassung geben; ihre Häfen werden zu Freihäfen erklärt. Für den preußischen Staat wird eine freie Konstitution proklamiert. Diejenigen deutschen Fürsten, welche niederträchtig genug sind, ihre Truppen gegen uns marschieren zu lassen, werden ihrer Throne verlustig erklärt, und ihre Untertanen wählen sich würdigere Regenten an ihrer Stelle. Ihre Minister sind vogelfrei, wenn sie nicht sogleich für unsere Pläne mitwirken. Jeder Adel, der nicht durch im Unabhängigkeitskriege erhaltene Wunden oder Handlungen der Tapferkeit oder große, dem Vaterlande dargebrachte Opfer oder durch in ihren Folgen wichtige Ratschläge erneuert wird, hört auf, und künftighin gilt uns nur der auf solche Weise neu erworbene Adel. Geht man mit Kraft zu Werke, so ist es unmöglich, daß der Feind diese Kriegsart lang anhalte. Durch einen in Berlin zu erregenden Volksaufstand gelingt es vielleicht, die dortigen Vorrichtungen zur Pulverfabrikation zu stören, und erreicht man dies, so ist es vorherzusehen, daß es den Feinden bald an Munition fehlen werde.“

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  11. Das Lied „Deutschland hoch in Ehren“ bekommt unser Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau zu Ehren seines Geburtstages von mir: https://www.youtube.com/watch?v=pBhl6YZaRic
    „O Deutschland hoch in Ehren,
    Du heiliges Land der Treu,
    Stets leuchte deines Ruhmes Glanz
    In Ost und West aufs neu!
    Du stehst wie deine Berge
    Fest gen Feindes Macht und Trug,
    Und wie des Adlers Flug
    Vom Nest geht deines Geistes Flug.
    Haltet aus! Haltet aus!
    Lasset hoch die Banner wehn!
    Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
    Daß wir treu zusammen stehn,
    Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
    Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
    Haltet aus im Sturmgebraus!
    Gedenket eurer Väter!
    Gedenkt der großen Zeit
    Da Deutschlands gutes Ritterschwert
    Gesiegt in jedem Streit!
    Das sind die alten Schwerter noch,
    Das ist das deutsche Herz:
    Die schlagt ihr nimmermehr ins Joch,
    Sie dauern fest wie Erz!
    Haltet aus! Haltet aus!
    Lasset hoch die Banner wehn!
    Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
    Daß wir treu zusammen stehn,
    Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
    Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
    Haltet aus im Sturmgebraus!
    Zum Herrn erhebt die Hände:
    Er schirm‘ es immerdar,
    Das schöne Land, vor jedem Feind.
    Hoch steige, deutscher Aar!
    Dem teuren Lande Schirm und Schutz!
    Sei, deutscher Arm, bereit!
    Wir bieten jedem Feinde Trutz
    Und scheuen keinen Streit.
    Haltet aus! Haltet aus!
    Lasset hoch die Banner wehn!
    Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
    Daß wir treu zusammen stehn,
    Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
    Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
    Haltet aus im Sturmgebraus!
    Zum Herrn erhebt die Herzen,
    Zum Herrn erhebt die Hand,
    Gott schütze unser teures geliebtes Vaterland.
    Es sind die alten Schwerter noch,
    Es ist das deutsche Herz,
    Man zwingt sich nimmermehr ins Joch,
    Sie dauern aus wie Erz.
    Haltet aus! Haltet aus!
    Lasset hoch die Banner wehn!
    Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
    Daß wir treu zusammen stehn,
    Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
    Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
    Haltet aus im Sturmgebraus!“
    Unser Held der Befreiungskriege wurde 1760 im sächsischen Schildau geboren. So groß unser Gneisenaus auch als Feldherr ist, so vermag auch er nichts gegen die Überlegenheit der Zahl – ganz besonders dann, wenn diese Übermacht auch noch vom Napoleon befehligt wird. So geschehen zu Großgörschen, wo Napoleon mit 145,000 Kriegsknechten 88,000 Preußen zum Kampf stellte. Mit 22,000 Toten und Verwundeten erlitt Napoleon zwar den doppelten Verlust unserer Preußen, diese mußten jedoch dennoch das Schlachtfeld räumen, um eine Niederlage zu vermeiden. Unser Gneisenau hat bei Großgörschen als Unterfeldherr mit gefochten und wie diese abgelaufen ist, können wir den Briefen Gneisenaus an den preußischen Staatskanzler Hardenberg und seine Ehefrau Karoline entnehmen: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Die gefochtene Schlacht ist eine unentschiedene gewesen. Das Schicksal derselben hing einigermaßen an dem Besitz zweier Dörfer. Darum ward gekämpft. Wir hatten am Ende nicht mehr so viele Truppen daranzusetzen als der Feind. Die Einleitung zur Schlacht war nicht gut. Den General Miloradowitsch dirigierte man nicht nach dem Schlachtfeld, sondern nach Zeitz. Mehrere Truppenabteilungen haben gar nicht, andere nicht zur rechten Zeit gefochten. Der Kampf ließ also nach; Geschütz ist nicht verlorengegangen; ebenfalls keine Trophäe; von ersterem haben wir zwei Stück im Gegenteil erobert. Wir wollten den Feind umgehen, da aber unser Angriff mißlang, so fanden wir, durch unser Umgehen, unsere Rückzugsstraße bedroht. Man ging also über die Elster, Pleiße und Mulde zurück. Anfangs folgte uns der Feind nicht; gestern tat er dies und hatte ein scharfes Arrieregardegefecht mit dem Oberstleutnant v. Steinmetz, worin dieser vier Offiziere, tot oder verwundet, verlor. Heute sind wir unverfolgt hier angelangt. Der moralische Zustand der Armee ist gut. Der Soldat glaubt nicht geschlagen zu sein. Durch mangelhafte Verpflegung, herbeigeführt durch Unkunde und Mangel an Einsicht, ist ein Teil der Truppen etwas ermattet. Wir wollen selbige wieder erfrischen, so gut dies hier angeht. Können Eure Exzellenz etwas Außerordentliches für diesen Gegenstand tun, so würde dies von guter Wirkung sein; zum Beispiel Weißbrot, Wein usw. die Elbe herunterschicken. Wenn alles mit Anstrengung an Wiederherstellung und Vergrößerung der Streitkräfte arbeitet, so bin ich keinen Augenblick zweifelhaft über das Schicksal des Krieges. Die Belagerungen müssen aufgehoben, in Blockaden umgewandelt, und diese der Landwehr übertragen werden. Dieses gibt uns 24 Bataillone etwa. Drei Bataillone finden wir an der Elbe; mit General Kleist können wir uns nun vereinigen, mit Miloradowitsch sind wir es bereits; vielleicht werden wir dies mit Bülow und Borstell auch. Dieses zusammengenommen haben wir eine Macht um ein großes stärker als die am Schlachttage, während der Feind noch geschwächt ist. Unter solchen Umständen darf der Sieg nicht zweifelhaft sein. Aber alle Streitkräfte der Nation müssen in Anspruch genommen und alle in einem Moment, soweit dies angeht, angewendet werden.“ & „August hat sich ein Ehrenzeichen verdient, nämlich einen Schuß in die Oberwade, glücklicherweise nur eine Fleischwunde. (…) Von Anfang der Schlacht am 2. d. ward ich von ihm getrennt, indem mir die Reiterei des linken Flügels zu führen übertragen wurde. Der junge Krieger hat demnach die Schlacht im Gefolge meines Freundes Scharnhorst mitgemacht. Dort ging es am heftigsten zu und es ward hartnäckig gefochten. Ein solches Kleingewehrfeuer habe ich nie gehört. Nach dem Zeugnis aller derer, die ihn im Getümmel und Wüten der Schlacht gesehen haben, hat er sich mit Tapferkeit und Furchtlosigkeit betragen. Sein Pferd, ein schöner Brauner von mir, war tödlich verwundet; er mußte solches auf dem Schlachtfelde lassen. Von seinem Schicksal nichts wissend und bekümmert um ihn, saß ich bei meinem General morgens um drei Uhr im Posthause zu Pegau, als August auf einmal zufällig ins Zimmer trat. Ich freute mich sehr ihn zu sehen. Wir sprachen lange miteinander. Erst hinterher erzählte er mir, er sei verwundet. Du kannst Dir mein Erstaunen denken. Ich sorgte schnell für ihn, übergab ihn einem Offizier, der ihn mit Extrapost zur Bagage brachte und trennte mich von ihm, um nach dem Schlachtfeld zurückukehren. Die Schlacht ist eine unentschiedene. Viel Blut ist umsonst vergossen worden. Die Anlage dazu war nicht sonderlich, oder vielmehr die Ausführung der Anlage, denn wir ließen Truppen außer dem Gefecht, die wir füglich heranziehen konnten, zum Beispiel die Korps des Generals Miloradowitsch, des Generals von Kleist und des Generals von Bülow. Ersteres hat 100 Kanonen, die uns gute Dienste hätten tun können. Am Ende der Schlacht hatte der Feind noch eine Mehrzahl von 50,000 Mann Infanterie gegen 20,000, die uns übrigblieben oder die noch schlachtfähig waren, denn der Tod hatte unter vielen Bataillonen sehr gewütet und sie aufgelöst. Wir haben drei Bataillone, wovon zwei nur zwei Offiziere, das dritte nur einen Offizier übrig behielt. Wir hatten überhaupt zu wenig Infanterie, und man wollte den Rest derselben nicht aufs Ungewisse hin daransetzen, um nicht eine Niederlage zu erleiden. Somit ward mir unbewußt der Befehl zum Zurückzuge gegeben. In der Dunkelheit war ich von meinem General abgekommen. Ich suchte ihn auf dem Schlachtfelde vergebens. Gegen zwei Uhr nachts ging ich in das nahe Pegau, fand ihn, blieb einige Stunden mit ihm, traf dort August, kehrte nach dem Schlachtfelde zurück und sah dort nichts vom Feinde. Da alles den Rückzug angetreten hatte, ging ich gegen 9 Uhr vom Schlachtfelde und zog mit den übrigen.“

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  12. „Ich habe Ihnen, mein edler Freund, einen langen Brief schreiben wollen, aber da reist morgen ein Admiral schnell nach Petersburg ab, und mein Brief muß in einer Stunde bei dem Grafen Münster sein. Ich sende Ihnen daher meine Glückwünsche zu über die freudige Wendung, welche die Begebenheiten genommen haben. Charakterstärke hat obgesiegt über die Berechnungen der Arglist. Welch eine Morgenröte geht uns auf! Wenn nur die Mächtigen sie nicht verschlafen, statt sich an ihrem Hauch zu stärken. Hier hätte man große Lust dazu.“
    Schreibt unser heutiges Geburtstagskind August Neidhardt von Gneisenau – seines Zeichens preußischer Feldmarschall und Held der Befreiungskriege (geboren Anno 1760 in Schildau) – an unseren großen vaterländischen Dichter Ernst Moritz Arndt und daher schmökern wir zur Feier von Gneisenaus Geburtstag doch etwas in Arndts Buch über die preußische Schilderhebung gegen Napoleon, die unser Gneisenau mit ins Werk gesetzt hat: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10015239_00001.html
    „Die Preußen waren der Erniedrigung des Vaterlandes und der Bundesgenossenschaft mit ihrem Unterdrücker die ungeduldigsten gewesen. Sie waren die ersten, die sich zur Rache aufrichteten, und den übrigen Deutschen ein Beispiel gaben, dem sie nachfolgen sollten. Zuerst vor allen andern nahm ein preußischer Feldherr die Gesinnung seines Königs und das Gefühl seines Volks voraus, und offenbarte, daß er den deutschen Namen und die preußische Ehre fühlte. Kaum nahten die siegreichen Russen den Grenzen Preußens, so wendete der preußische General von York, welcher die preußischen Bundestruppen diesen Sommer mit großer Ehre befehligt halte, sich mit seiner Schar von dem Panier der Franzosen ab, und fiel denen zu, welche kamen, Deutschland zur Freiheit aufzurufen. Das preußische Volk jauchzte der Kühnheit des Feldherrn zu, die hoffende Welt lauschte. Nicht lange, und der König von Preußen reiste von Berlin nach Breslau, und erließ einen Aufruf an die preußische Jungend, sich freiwillig zu rüsten und unter die vaterländischen Fahnen zu stellen. Noch waren einige schwache Seelen, die weissagten, dieser königliche Ruf werde nur gehört, aber nicht verstanden werden; sie weissagten, was sie immer orakelt hatten, der Deutsche sei keiner Aufloderung und Begeisterung fähig, (so sehr waren die deutschen Geschichten vergessen) und verkündeten wie der Prophet Habaduk: wehe, wer zum Holz spricht: wache auf! und zum stummen Stein: stehe auf! Die Jünglinge widerlegten diese Zweifler, sie verstanden den Ruf, und Scharen von Tausenden und Zehntausenden strömten von allen Seiten dem Heere zu und stellten sich als Freiwillige in die Regimenter ein. Damit man auch bei einem Kriege, den man bei der willkürlichen Geschwindigkeit und Geschicklichkeit des französischen Gebieters und bei seinen immer noch großen Hilfsmitteln keineswegs als ein leichtes und schnell zu beendigendes Spiel ansehen durfte, der Zahl nicht zu sehr mangelte, erließ die preußische Regierung Verordnungen über die allgemeine Errichtung einer Landwehr und eines Landsturms, beide zur Ergänzung des ordentlichen Heeres, zur Erweckung des kriegerischen Geistes, und zur Wiederbelebung jenes zu lange vergessenen Gefühls, daß in großen Gefahren des Vaterlandes jeder freie Mann auf der Schwelle seines Hauses oder in den Toren seiner Stadt als Leiche liegen müsse, ehe ein Feind eingehen dürfe. Am wenigsten durften Preußen das versäumen, wodurch ihr Name vor fünfzig, ja noch vor fünfundzwanzig Jahren der größte in Europa gewesen war. Auch war der Befehl des Königs und der Wille des Volks eins: das ganze preußische Land ward ein Übungsplatz, alle Preußen wurden Soldaten, nicht bloß durch das königliche Wort, sondern durch das stolze Herz, das sich lange vergebens gesehnt hatte, gegen Franzosen zu streiten.“
    Von den Schriften unseres Gneisenaus habe ich mir einen Brief an unseren Freiherrn vom Stein ausgesucht, in welchem unser Heerführer seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, nämlich dem welschen Unhold Napoleon den Garaus zu machen:
    „Eure Exzellenz gütige Zuschrift aus Langres habe ich heute erhalten. Die Zusicherung, die Sie mir darin über die Beharrlichkeit des Kaisers Alexander geben, belebt meine schon beflügelten Hoffnungen aufs neue. Wenn der edle Kaiser in einem solchen Sinne verfährt, so rettet er nicht allein, wie er bereits getan hat, ganz Europa, sondern er wird auch der Wohltäter Frankreichs. Warum sollte er nicht ein Ungeheuer vom Thron stoßen, daß den seinigen umzustürzen vorhatte? Er ist es seiner Nation und der Geschichte schuldig, eine solche Nationalrache zu nehmen. Knesebeck schreibt mir, es wäre nun, auf den Punkten, worauf die Armeen angekommen sind, zeitgemäß einen Waffenstillstand zu machen, wäre es auch nur, um Zeit zu gewinnen und zu erfahren, wo der Feind stehe. Dies sind bedenkliche Dinge und Reden; ich muß dagegen warnen. I. Die feindliche Armee ist schwach, von schlechter Zusammensetzung und mutloser Stimmung. Dies sagen einstimmig alle Nachrichten, die uns durch unsere Kundschafter, durch die Royalisten und selbst durch Angestellte der Bonaparteschen Regierung zukommen. Unser Oberstleutnant von Oppen hat das Nachrichtenfach in guter Ordnung. Er, der General Müffling, wir alle, können an Truppen, die aus Belgien, an der angefallenen Grenze und in Paris gesammelt werden mögen, nicht mehr als 80,000 Mann zusammenrechnen; aber wenn es auch 100,000, selbst 120,000 Mann wären, wie könnte sich eine solche Armee gegen unsere Truppen wehren? Ich habe die Gelegenheit genommen, den Rittmeister Pancziulicheff, einen intelligenten russischen Offizier, bei Gelegenheit eines von der Garnison von Stettin zu Napoleon gehenden Obersten mit ihm zu dem nächsten feindlichen General zu senden, um zu sehen. Er kann nicht genug den schlechten Zustand der feindlichen Truppen schildern. Seinen Bericht lege ich Eurer Exzellenz zu weiterem Gebrauch bei. Und mit solchen Truppen sollten wir Waffenstillstand oder gar Frieden schließen? Wir, mit einer großen Armee im Gefühl ihrer Siege? Von Moskau gekommen, um wenige Märsche von Paris sich durch einen verruchten Verräter täuschen zu lassen? II. Die Stimmung ist durchweg gegen Napoleon. Man ist seiner Tyrannei und seiner Ehrsucht müde. Seinen Lügen glaubt man nicht mehr. Wäre ein Bourbon bei unseren Armeen und verspräche man Amnestie, Beibehaltung der Plätze und so weiter, alles würde sich offen für uns erklären. Die herrschende Furcht ist, wir möchten Frieden schließen und ihnen den Tyrannen lassen. III. Man lasse sich nicht durch die Vorspiegelungen täuschen, der Feind könne sich gegen unsere Kommunikation mit dem Rhein bewegen, während wir dies gegen Paris tun. Der Feind hat zu einer solchen Offensive keine Kräfte. Aber gesetzt, er hätte sie und er versuchte diese Offensive, so müßten wir gerade deshalb auf Paris los eilen, weil wir dies dann um so schneller tun könnten. In der Hauptstadt Frankreichs ist alles zentralisiert, die Meinung, die Literatur, die Regierung, die Hilfsmittel. Was in Frankreich durch Geburt, Reichtum, Rang, Talente eminent ist, wohnt in der Hauptstadt, nicht, wie meist anderswo, auf dem Lande. Die Hauptstadt Frankreichs erobern will daher mehr bedeuten als Wien oder Berlin in Besitz zu nehmen. Mit dem Besitz der Hauptstadt lähmen wir alle Nerven der Regierung und gebieten den Frieden. IV. Ich bin daher der Meinung, daß Napoleon sich unmittelbar vor Paris aufstellen wird, und zwar um so mehr, da die Stimmung in Paris sehr zweideutig ist und nur die Gegenwart einer Armee ihm die Ruhe der Hauptstadt verbürgt. Dort hat er den ganzen Apparat der Regierung in seinen Händen, Senatoren, Staatsräte, Polizei und Gendarmen. V. Besser ist, den Frieden zu gebieten als darum zu unterhandeln. Die Diplomaten sind ein eitles Volk; ein bestimmter Zeitraum kann ohnedies nicht einer diplomatischen Verhandlung angewiesen werden; jene werden also, wenn man in eine Unterhandlung mit Waffenstillstand willigt, diese über die Gebühr verlängern und Napoleon eine für sich kostbare Zeit gewinnen. Strategie ist die Wissenschaft des Gebrauchs von Zeit und Raum. Ich bin weniger geizig auf diesen als auf jene. Raum mögen wir wiedergewinnen; verlorene Zeit nie wieder. Daher zur Schlacht, ehe sich der Feind besinnt. Sie wird weder blutig noch gefährlich sein. Die Vorsehung hat uns hierher geführt. Wie mögen Rache nehmen für so viele über die Völker gebrachte Leiden, für so viel erduldeten Übermut, damit das Discite iustitiam moniti non temnere divos bewährt werde. Tun wir es nicht, so sind wir Elende, die es verdienen, alle zwei Jahre einmal aus ihrer trägen Ruhe geschreckt und mit der Sklavengeißel bedroht zu werden. Von des edlen Alexander Seit kann uns so etwas nicht kommen; aber ich kenne wohl Leute, die stets Gespenster sehen…“

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  13. Ein großer deutscher Held hat heute Geburtstag: August Neidhardt von Gneisenau – der Verteidiger von Kolberg, Mitarbeiter Scharnhorsts (bei der preußischen Heeresreform) und Generalstabschef Blüchers in den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Die Siege von Katzbach, Leipzig, Laon und Belle-Alliance sind im wesentlichen sein Werk. Geboren wurde er 1760 in Schildau im Sachsenland und stand seit 1785 in preußischen Diensten. Die Wacht am Rhein muß zum Geburtstag unseres Gneisenaus einfach sein: https://www.youtube.com/watch?v=oKkRS4rL6Pw
    „Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
    wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
    Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
    Wer will des Stromes Hüter sein?
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
    und aller Augen blitzen hell:
    der deutsche Jüngling, fromm und stark,
    beschirmt die heilige Landesmark.
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Er blickt hinauf in Himmelsauen,
    wo Heldengeister niederschaun,
    und schwört mit stolzer Kampfeslust:
    „Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!“
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    „Und ob mein Herz im Tode bricht,
    wirst du doch drum ein Welscher nicht.
    Reich wie an Wasser deine Flut
    ist Deutschland ja an Heldenblut.“
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    „So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
    noch eine Faust den Degen zieht,
    und noch ein Arm die Büchse spannt,
    betritt kein Feind hier deinen Strand.“
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
    die Fahnen flattern hoch im Wind:
    Zum Rhein, zum Rhein, am deutschen Rhein!
    Wir alle wollen Hüter sein!
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    So führe uns, du bist bewährt;
    In Gottvertrauen greif’ zu dem Schwert,
    Hoch Wilhelm! Nieder mit der Brut!
    Und tilg‘ die Schmach mit Feindesblut!
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!“
    Lesen wir nun noch, zur Feier des Tages, einen Brief Gneisenaus zur strategischen Lage bei der Wiederaufnahme des Kampfes gegen Napoleon im Sommer 1813: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Der Krieg ist wieder begonnen, und die ersten Schüsse sind bereits gefallen. Ein Detachement, das die Feinde auf das neutrale Gebiet geschickt haben, um Requisitionen zu machen, hat der Blücherschen Armee das Recht gegeben, vorzurücken. Selbige steht heute bei Striegau und die Avantgarde hinter hiesigem Ort. Alle Anstalten des Feindes deuten auf dessen Rückzug: die unsrigen werden gemacht, ihm das Geleite zu geben. Will das Glück uns wohl, so sollen Sie nächstens von uns hören. Seit 20 Jahren sind unter den gegen Frankreich verbündeten Mächten dumme Streiche gemacht worden; der dümmste von allen war der seitherige Waffenstillstand. Was indessen während desselben von uns geschehen ist, gibt uns die Mittel, diesen groben Fehler zu verbessern. Wir haben eine große Macht aufgestellt. 270,000 Mann stehen jetzt an preußischen Truppen unter den Waffen, und wenn die anderen Provinzen auf gleiche Weise angestrengt werden als Schlesien, so können wir nächstens über 300,000 Kombattanten zählen. Unsere Anstrengungen und unser Mut stellen uns demnach den großen europäischen Mächten gleich, und Gott gebe, daß unsere Einsicht und Ausdauer uns die mühsam erklommene Höhe sicheren. Es ist seitdem manches in Berlin geschehen, was ich nicht billige, und eine offenbar schlechte Partei hat einen kurzen Sieg erhalten. Leute mit bösem Gewissen sehen Gespenster, und es ist kein Wunder, daß solche Bösewichter die Verachtung, womit rechtliche Leute sie behandeln, für revolutionäre Gesinnung ausschreien. Man muß ihnen die Ruhe des guten Gewissens entgegensetzen. Die Zeit wird alles läutern. Der Staatskanzler, der sein Ohr in diesem Augenblick dieser Partei geliehen hat, wird sicherlich von seinem Irrtum zurückkommen. Überhaupt ist jetzt nicht die Zeit, mit häuslichen Streitigkeiten sich abzugeben, während der Feind noch einige Zimmer des väterlichen Hauses inne hat, aus denen die Familie ihn treiben muß. Haben wir das Haus gereinigt, dann wollen wir das Gesindel nicht verfolgen, aber wohl herzlich verachten. Dieses ist ihnen empfindlicher als jenes. Nun lassen Sie mich ein Wort über Ihre Anstellung bei mir reden. Der König hat sich tadelnd ausgelassen über einige in das Hauptquartier gezogene Individuen des Militärstandes. Ich hätte daher gern gesehen, daß Ihr Freund S. in das Hoflager zu Landeck gegangen wäre, um mit A. über diese Anstellung zu reden und selbige dort einzuleiten. Der König hat uns die Stellen im Hauptquartier so karg zugemessen, daß wir nicht wissen, wie wir die Arbeiten bestreiten sollen. Der General Rauch und ich haben daher eine Vorstellung an den König eingegeben und um Vermehrung des Personals gebeten. Eine Antwort hierüber ist uns noch nicht geworden. Bis diese nicht eingeht, kann in Ansehung Ihrer ein Antrag nicht gemacht werden. Wie wünschenswert es für mich wäre, Sie in meiner Nähe zu haben, darf ich Ihnen wohl nicht erst versichern. Auch war unser Hauptquartier, und ist es zum Teil noch, sehr gut, und selbst genial zusammengesetzt; auch gab es da weder Uneinigkeit noch Intrige. Aber wir haben seitdem Clausewitz und Grolman verloren, und diese Männer sind nicht leicht zu ersetzen.“

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  14. August Neidhardt von Gneisenaus Geburtstag (1760 in Schildau). Met muß dazu getrunken werden. Die Gertrud hat mir schon den Kolberg-Film weggeschnappt. Der Theodor Körner Film paßt aber auch ganz gut zur Feier des Tages: https://www.youtube.com/watch?v=PcyEgFvkJWM Befreiungskriege und so. Für die Gneisenau berühmt ist. Dessen Verdienste wie die Verteidigung von Kolberg, die preußische Heeresreform oder die Tätigkeit als Blüchers Generalstabschef sind hoffentlich bekannt. Wenn es heute auch nicht sicher ist, ob die Kinder in der Schule überhaupt noch etwas von den Befreiungskriegen und von Gneisenau hören. Denkbar ist nämlich, daß die BRD GmbH & Co. KG ebenso bittere Tränen über unseren deutschen Freiheitskampf gegen Napoleon vergißt wie sie über den gegen die alten Römer neulich die Engländer vergossen haben… https://www.youtube.com/watch?v=qwoBifxm5fI Zu lesen gibt es einen Bericht unseres Geneisenau von der Verteidigung Kolbergs (oder vielmehr einen Auszug davon): https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Schon einmal wagte der Feind einen Versuch auf dieses eben angefangene Werk (den Wolfsberg), welchen ich blutig abwies. Am Pfingsttage war das Werk halb vollendet. Noch war kein Hangard fertig. Der rechts war nur halb mit Bohlen verschlagen, zu dem in der Mitte waren erst die Ständer gesetzt und der links existierte noch gar nicht. Ich ließ dieses Werk die Nacht durch immer mit 100 Mann und einem eisernen Sechspfünder besetzen. Gerade in der Nacht vom 17. zum 18. dieses gab das zweite Pommersche Bataillon die Wache in diesem Werk, und in der Überzeugung, daß der Feind bald etwas darauf unternehmen müsse, verstärkte ich die Besatzung vor Einbruch der Nacht mit noch 60 Mann und hielt meine Reserven in Bereitschaft. Um halb elf Uhr nachts war der Feind schnell durch unsere Vorposten gedrungen, ohne daß man ihn zeitig genug gewahr wurde, und griff nun den in der Wolfsbergschanze kommandierenden Premierleutnant von Reden vom zweiten Pommerschen Bataillon mit Macht an. Der Feind hatte an seiner Spitze 500 Mann zum Angriff, denen 600 Mann mit Schippen, Hacken und Gewehren folgten. Hinter diesen fuhren zwei Kanons und eine Haubitze. Hierauf folgten wieder zwei Reserven, alles zusammen etwa 2700 Mann; einige Gefangene sagen sogar, in allem etwa7-8000 Mann stark, wozu sie indessen die zweiten Reserven mögen gerechnet haben, die jenseit dem Bruch standen. Nach einem lebhaften Feuer der Besatzung folgte der Sturm mit wütendem Geschrei. Die wackern jungen Pommern wehrten sich wie versuchte alte Soldaten. Sie wurden am Ende überwältigt. Von 160 Mann sind ein Offizier (der Fähnrich von Dombrowski) und 37 Mann tot, 17 verwundet, und ein Offizier, der Premierleutnant von Reden, zwei Unteroffiziere und 56 Gemeine gefangen, wovon die meisten verwundet. Ich befand mich auf dem Walle, als die ersten Schüsse geschahen. Sogleich, als ich den Fanal brennen sah, schickte ich den disponiblen Rest des zweiten Pommerschen Bataillons und die Kürassiere zu dem Lauenburger Tore hinaus, um dem Feind in die linke Flanke und Rücken zu gehen; zwei Kompanien des dritten Bataillons Owstien aus dem Mündener Tore, um die rechte Flanke des Feindes zu nehmen. Den Rest der Füsiliere, eine Jägerkompanie und die halbe Eskadron des Schillschen Korps ließ ich am Strande fortgehen, um dort den Feind im Zaum zu halten. Den zweiten Kommandanten, Hauptmann von Waldenfels, schickte ich an der Spitze von 500 Mann seines Grenadierbataillons als Reserve. Leutnant von Stückradt kam mit 40 Mann des zweiten Pommerschen Bataillons zuerst an. Die Schanze war bereits überwältigt, und was von unserer Besatzung sich in dortiger Gegend noch vorfand, schloß sich an ihn an. Dieser brave Offizier unternahm nun mit seinem kleinen Haufen den Angriff der Schanze, in der richtig gefaßten Absicht, den Feind zu beschäftigen und ihn zu verhindern, unsere Arbeiten zu zerstören und die seinigen zu errichten. Er mußte sich endlich zurückziehen, setzte sich aber sogleich auf den rechten Flügel der eben anrückenden Grenadiere. Unterdessen griffen die Polen den Pulverschuppen, einen nur palisadierten und mit einem Graben versehenen Posten an, worin ein ausrangierter Vierpfünder stand. Hier kommandierte der Leutnant von Bork vom dritten Bataillon Owstien. Die Verteidigung war kräftig, und der Feind wurde verjagt. Der Hauptmann von Waldenfels hatte in dieser Zeit seine Angriffe in Divisionen geordnet und unternahm nun den Sturm auf die vom Feinde durchaus stark besetzte Schanze. Dieser kühne Angriff dekontenancierte den Feind. Was sich nicht schnell mit der Flucht rettete, wurde niedergemacht, und der erbitterte Soldat gab nur wenig Pardon. Daher kam es, daß wir nur wenige Gefangene, einen Offizier, einen Unteroffizier und 33 Gemeine, beinahe alle verwundet, bekamen. Der Feind hat dabei über 650 Mann, 13 Offiziere und den Kommandanten der Italiener verloren. Divisionsgeneral Teulie war selbst schon in der Schanze und rettete sich durch die Flucht. Die Soutiens des Feindes, geführt vom Divisionsgeneral Loison, machten Miene, heranzurücken; das Kanonenfeuer des Pulverschuppens und des und des Sechspfünders hielt ihn in Respekt. Das Feuer der Wälle konnte bei dieser Gelegenheit nicht wirken, wegen der Gefahr, auf unsere eigenen Truppen zu schießen, und es mußte alles der Bravour der hinaus gesandten Batterien überlassen bleiben. Ich habe keinen Anteil an diesem rühmlichen Gefecht gehabt, indem ich vom Kavalier Preußen aus nur die Anordnung zur Unterstützung machte. Ich kann den guten Willen der Soldaten und der Eifer der Offiziere Eurer Königlichen Majestät nicht genug rühmen, und ich bitte Allerhöchstdieselben, den Unterkommandanten Hauptmann von Waldenfels für dessen ausgezeichnete Tapferkeit und gute Disposition mit dem Verdienstorden zu begnadigen. Die Liste der andern Individuen, die ich Eure Königliche Majestät Huld wegen ihrer bewiesenen Bravour empfehle, lege ich hierbei zu Allerhöchstdero Füßen.“

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  15. Den Geburtstag von unserem Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau feiern wir heute. Im Jahre 1760 erblickte er im sächsischen Schildau das Licht der Welt. Seit 1785 stand er in preußischen Diensten und nahm 1806 an der Unglücksschlacht von Jena und Auerstedt teil. Aus dieser entronnen, begab er sich nach Kolberg, wo er – zusammen mit Nettelbeck und Schill – die Verteidigung dieser kleinen Festung leitete. Zusammen mit unserem Scharnhorst wurde er 1807 mit der Wiederherstellung der preußischen Kriegsmacht beauftragt. Dabei reiste er auch nach England, um dort Hilfe gegen die Gallier zu suchen. Im Jahre 1813 wurde er Blüchers Stabschef – später sollte man Hindenburg und Ludendorff mit den beiden vergleichen – und gemeinsam erfochten sie die Siege an der Katzbach, bei Leipzig, Laon und Belle-Alliance. Nach dem Sieg über Napoleon bekleidete unser Feldmarschall von Gneisenau weiterhin wichtige Ämter wie das des Gouverneurs von Berlin. Er war übrigens ein guter Freund unseres Kriegsphilosophen Carl von Clausewitz. Geheiratet hat er 1796 Karoline von Kottwitz, mit der er sieben Kinder hatte. Ich suche mir zur Feier von Gneisenaus Geburtstag das epische alte Lied „Wenn alle untreu werden“ aus, da er unserem deutschen Vaterland auch in seinen dunkelsten Stunden unerschütterlich die Treue bewahrt hat: https://www.bitchute.com/video/LvblxYS0EKc/
    „Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu,
    Daß immer noch auf Erden für euch ein Fähnlein sei.
    Gefährten unsrer Jugend, ihr Bilder beßrer Zeit,
    Die uns zu Männertugend und Liebestod geweiht.
    Wollt nimmer von uns weichen, uns immer nahe sein,
    Treu wie die deutschen Eichen, wie Mond und Sonnenschein!
    Einst wird es wieder helle in aller Brüder Sinn,
    Sie kehren zu der Quelle in Lieb und Reue hin.
    Es haben wohl gerungen die Helden dieser Frist,
    Und nun der Sieg gelungen, übt Satan neue List.
    Doch wie sich auch gestalten, im Leben mag die Zeit,
    Du sollst uns nicht veralten, o Traum der Herrlichkeit.
    Ihr Sterne seid uns Zeugen, die ruhig niederschaun,
    Wenn alle Brüder schweigen und falschen Götzen traun.
    Wir woll’n das Wort nicht brechen, nicht Buben werden gleich,
    Woll’n predigen und sprechen vom heil’gen deutschen Reich!“
    Dazu paßt dieser Brief Gneisenaus über die Planungen zum Gegenangriff auf Gallien nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Nach der glücklichen Wendung, die der Krieg genommen hat, ist es gewiß, daß ich, sofern ich ihn überlebe, meinen Aufenthalt in Berlin nehme, nicht etwa, wie Du denken möchtest, um dort in der großen Welt, sondern vielmehr in Stille und Eingezogenheit und in meinem Amte zu leben, das mir dieses gestattet. Einer Aufenthaltsveränderung kannst du demnach entgegensehen. Hirschberg bietet für die Jahre unserer Töchter nicht die Ausbildungsmittel dar wie Berlin. So sehr viel ist hierin bereits versäumt; ich will es Dir daher nicht verhehlen, daß es mein Wunsch ist, Du mögest Deinen Aufenthalt schon jetzt in der Hauptstadt nehmen, um Vorteil von den mannigfachen Hilfsmitteln für eine gute Erziehung zu ziehen, die selbige darbietet. Für Agnes ist dies besonders die höchste Zeit. Die Gründe, die Du meinem Wunsch entgegenstellen könntest, kenne ich. Keiner derselben ist wichtig genug, um den Vorteilen zu entsagen, die ein solcher Entschluß uns gewährt. Wenn Deine Töchter bestimmt sind, in der Hauptstadt zu leben, so müssen sie auch die Kultur derselben annehmen, folglich dafür erzogen werden. Dies ist unerläßlich. Erwäge dies reiflich, und was Du beschlossen hast, bringe bald zur Ausführung. Seit acht Tagen bin ich für meine Person hier. Die Rollen zum neuen Trauerspiel werden hier verteilt. Es wird noch größer werden als das bereits abgespielte: gebe Gott, daß es auch ebenso glücklich sei; dann wird die erschütterte Welt sich etwas erholen können. Unsere Armee ist sehr geschmolzen und leidet den bittersten Mangel an Kleidungsstücken. Barfuß und in leinenen Hosen müssen viele der wackeren Soldaten durch die grundlosen Wege waten. Bei Eisenach trat auf einmal eine solche Kälte ein, daß uns viele Leute erfroren. Die Landwehrmänner des Hirschberger Kreises haben sich ganz ungemein tapfer betragen, sowohl bei Wartenburg am 3. als in der Schlacht von Möckern am 16. Oktober. Du kannst dies dort nicht genug wiederholen. Major von Sommerfeld ist ein ausgezeichneter, vortrefflicher Offizier. Zedlitz kann recht stolz darauf sein, einen solchen Schwiegersohn zu haben. Frankfurt ist für uns eine gefährliche Klippe. Niemand will da heraus. Vieles ist schon versäumt hier sowie unterwegs, wo wir, wäre alles gehörig angeordnet und das, was angeordnet war, gehörig befolgt worden, den Feind gänzlich aufgerieben hätten. Nun müssen wir die Entronnenen nochmals bekämpfen, das wird uns noch manchen wackeren Mann kosten. Jenseits dem Rhein ist alles in größter Verwirrung. Die französischen Familien flüchten nach Paris. Das Volk hat den Mut, nicht mehr zu gehorchen, und die französischen Regierungspersonen nicht mehr den, den Gehorsam zu gebieten. Man erwartet uns mit Ungeduld, um das verhaßte Joch abzuwerfen, und hier treibt man sich in Festen und Mahlzeiten herum. Ich für mein Teil lebe hier sehr einsam und predige schriftlich Lehren, die unbequem sind. Bei den Konferenzen schreit alles durcheinander und da werden Dinge beschlossen, die sich gut auf dem Papier ausnehmen, praktisch aber unausführbar sind. Durch Ärger und Stubenluft bin ich schon halb krank.“

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  16. Wir feiern heute den Geburtstag unseres Feldmarschalls August Neidhardt von Gneisenau. Geboren im Jahre 1760 in Schildau. Bekannt als Verteidiger der preußischen Festung Kolberg im Jahre 1807 gegen eine große gallische Übermacht, die preußische Heeresreform und als Generalstabschef Blüchers in den Befreiungskriegen. An unseren Siegen bei Leipzig, an der Katzbach, bei Laon und Belle-Alliance hatte unser Gneisenau großen Anteil. Und weil sich die Engländer gerne als die Bezwinger Napoleons aufspielen, sagt unser Clausewitz – zur Feier des Tages – ein paar Worte zur Schlacht von Belle-Alliance:
    „In diesem Kampfe wurden die gegenseitigen Kräfte immer mehr erschöpft, und die Meinung ist ziemlich allgemein gewesen, daß Wellington sich kaum noch der fernern Anstrengungen der Franzosen habe erwehren können, wehren können, daß er auf dem Punkte gestanden habe, das Schlachtfeld zu verlieren. Aber diese Meinung bedarf doch einer näheren Bestimmung. Wellington fühlte sich um fünf oder sechs Uhr wahrscheinlich so geschwächt, daß, wenn er an die noch in Reserve stehenden Garden dachte und den entscheidenden Stoß von diesen gegen sich gerichtet sah, ohne daß ihn die Preußen abwendeten, er sich zu schwach und das Ganze in Gefahr sehen mochte. Aber wenn man von den Garden abstrahiert und bloß auf das sieht, was etwa um sechs Uhr mit einander im Kampfe begriffen war, so scheint es doch, daß der Erfolg sich noch mehr für den Fürst Wellington neigte als für die Franzosen. Wenn man auch zugibt, daß die verbündete Armee, weil sie nicht aus so guten Truppen bestand, merklich mehr geschwächt worden sei, als die französische, so muß man doch nicht vergessen, daß Wellington 68,000 Mann stark war, der Teil der französischen Armee, aber, der gegen ihn focht, etwa nur 45,000. Auch scheint es, da die Franzosen schon die ganze Kavallerie anwendeten, daß ihre Infanteriereserven ganz erschöpft gewesen sind, und wenn man an die grenzenlose Verwirrung denkt, in her sich ein paar Stunden später alles befand, so kann man es kaum bezweifeln. Dagegen scheint Fürst Wellington doch immer noch viele Truppen gehabt zu haben, die teils gar nicht, teils wenig gefochten hatten, wie die Division Chassée, die zehnte britische Brigade (im Plan M), die Kavalleriedivision Collaert usw. Man kann also diesen ganzen heftigen Kampf im Zentrum als das eigentliche Müderingen der Kämpfenden betrachten, welches bis zu einem solchen Grade der Erschöpfung getrieben wurde, daß der entscheidende Stoß um so entscheidender wurde und der Niederstürzende nicht im Stande war sich noch einmal aufzuraffen. Dieser entscheidende Stoß erfolgte durch den Angriff der Preußen. Aber ehe wir zu diesem übergehen, bleibt uns noch im Zentrum ein letzter Akt der Verzweiflung zu erwähnen. Bülow war siegreich, Plancenoit verloren, die Masse der Preußen auf dieser Seite wuchs immer noch, die Hälfte der Garden war bereits gegen sie verwendet, und doch war keine Aussicht, sie zu schlagen – da wollte der verzweiflungsvolle Bonaparte auch das Letzte noch daran setzen, um das Zentrum Wellingtons zu sprengen. Er führte die übrigen Garden auf der Chaussee nach la Haye Sainte und der feindlichen Stellung vor; vier Bataillone dieser Garden machten einen blutigen Angriff, aber vergebens. Zietens Vorrücken hatte den rechten Flügel der Franzosen ganz zusammengeworfen, die vorgeführten vier Bataillone Garden mußten weichen und die 8 anderen waren nicht im Stande, dem Strome der Flucht und Verwirrung einen Damm zu setzen. So geschah es, daß die ganze Armee bis auf den letzten Kern aufgelöst, als Armee also vernichtet wurde und daß Bonaparte gewissermaßen allein das Schlachtfeld verließ.“
    In einem Brief zeigt sich unser Feldmarschall von Gneisenau reichlich unzufrieden mit dem ersten Pariser Frieden von 1814:
    „Mit der Art, wie man Frankreich behandelt hat, bin ich nicht zufrieden gewesen. Ich wollte die Siegessäule auf dem Platz Vendome nebst den Brücken von Austerlitz und Jena sprengen; es ward verboten. Ich gedachte, daß die siegreichen Armeen ein Jahr in Frankreich verweilen, dort sich wiederherstellen und die Souveräne dort die Angelegenheiten von Europa ordnen würden, während man alle Kontributionen sich zurückzahlen ließ; nichts von allem diesen ist erfolgt. Wir sind mit leeren Händen wieder abgezogen. Man wollte die Franzosen gewinnen! Törichte Hoffnung! Ihren Spott haben wir wohl gewonnen, aber nicht ihre Dankbarkeit. Wer an allem diesen Schuld gewesen, will ich hier nicht ausdrücken. Aber kaum war der entscheidende Schlag gesehen, ließ jeder seine eigensüchtige Politik vorherrschen, vergessend dessen, was allen zugleich nützlich und nötig war. Der Fürst Hardenberg kämpfte hiergegen, stand aber allein und ward nicht unterstützt. Die Gelegenheit, Deutschland auf immer gegen Frankreichs Abfälle zu schützen, ist sündlich versäumt worden, und das Sonderbarste ist, daß wir mit Napoleon einen weit besseren Frieden im Anfang des Februar hätten schließen können, als drei Monate später mit den Bourbons geschehen ist, denn jener hatte sich erboten, die großen Festungen des Elsasses und der Mosel als Unterpfand für die Abtretungen und Kontributionen sogleich zu überliefern. Wir haben uns überhaupt mehr Arbeit als nötig gemacht. Zu Weihnachten vorigen Jahres konnten wir füglich und ohne viel Blutvergießen in Paris sein. Aus verkehrten Ansichten schenkte man dem Feinde eine kostbare Zeit, und wir gaben ihm Gelegenheit, im Monat Februar einen der schönsten Feldzüge, die die Geschichte kennt, gegen uns zu machen. Durch Kühnheit stellten wir die Sachen wieder her, aber viele, sehr viele hatten schon den Mut verloren. Ich habe überhaupt bemerkt, daß die Fassung im Unglück und die Kühnheit in den Operationen zwei so äußerst seltene Dinge sind, daß es mich nicht mehr wundert, wenn die guten Generale fast so selten als ein Phönix sind. Alles predigt da Vorsicht, selbst Leute, denen es an Entschlossenheit im gewöhnlichen Leben sonst nicht mangelt. Hätte ich auf die Ratschläge dieser sogenannten einsichtsvollen Leute gehört, wahrlich! wir wären verloren gewesen; so aber taten wir einige kühne Fragen an das Glück, und sie wurden günstig beantwortet. Jetzt möchte gerne jeder den Erfolg sich zuschreiben…“

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  17. „Gneisenau, der Stabschef Blüchers, 1806 Verteidiger Kolbergs, lebhaft, feurig, genial, beriet seinen Oberbefehlshaber in zahlreichen siegreichen und ungünstigen Schlachten. Er veranlaßte Blücher nach der Niederlage bei Ligny am 16. Juni 1815 zum Marsch in Richtung auf das verbündete englische Heer und entschied durch diesen Entschluß die Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 zugunsten der Verbündeten gegen Napoleon.“ (Heinz Guderian)
    Damit ist über unser heutiges Geburtstagskind August Neidhardt von Gneisenau eigentlich schon alles gesagt. Geboren wurde unser Feldmarschall 1760 in Schildau im Sachsenland. In preußischen Diensten stand er seit 1785 und leitete nach der Niederlage von Jena und Auerstedt die Verteidigung der Festung Kolberg. Diese kleine Festung verteidigte er gegen eine beträchtliche Übermacht und erhielt dafür den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen. Ebenso wurde er mit Scharnhorst in die Militärreorganisationskommission berufen und trug entscheidend zur Wiederherstellung der preußischen Kriegsmacht bei. Nach mehreren geheimen Reisen nach England, wurde er 1813 zum Stabschef Blüchers ernannt und brachte mit diesem bis 1815 den Napoleon endgültig zu Fall – Katzbach, Leipzig, Laon und Belle-Alliance seien hier an Schlachten genannt. Das Preußenlied sollte bei der Feier von Gneisenaus Geburtstag nicht fehlen. https://www.youtube.com/watch?v=up_wzmqCsh8 Dieser ist nämlich ein Musterbild des altpreußischen Kriegsmannes, mit jener schönen Mischung aus Treue und Eigensinn, Fleiß und Diensteifer. Passend dazu ein paar Worte Gneisenaus über seine Umtriebe bei der Wiederherstellung der preußischen Kriegsmacht im Frühjahr 1813: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Mein teurer Freund! Es ist eine große herzerhebende Zeit. Ich habe Eckardt, Jahn, Friesen, Jahnke und so weiter in ihrer Militärkleidung gesehen! Es wird mir schwer, mich der Tränen zu enthalten, wenn ich all diesen Edelmut, diesen hohen teutschen Sinn gewahr werde. Ihr Berliner entbehrt das begeisternde Schauspiel, die Jugend Eurer edleren und höheren Stände in Bataillone und Kompanien eingereiht, und, ihrer frühern Verhältnisse vergessend, die Befehle ihrer Offiziere aufmerksam vernehmend zu sehen. Öfters führte mich mein Weg durch eine Straße, wo diese edlen Jünglinge sich versammelten. Welches Hochgefühl ergriff mich da, wenn ich dies schöne Schauspiel gewahr wurde. Welches Glück, solange gelebt zu haben, bis diese weltgeschichtliche Zeit eintrat. Nun mag man gern sterben, wir hinterlassen unsern Nachkommen die Unabhängigkeit. Vorderhand bin ich beim Blücherschen Armeekorps als zweiter Generalquartiermeister angestellt. Scharnhorst ist bereits jetzt schon abwesend und wird es künftig noch öfters sein, und da besorge ich dessen Geschäfte. Späterhin soll ich das Armeekorps befehligen, das unter die Befehle des Kronprinzen von Schweden gestellt werden und sich mit Russen und Engländern vereinigen wird. Durch meine Verhältnisse zum Kronprinzen von Schweden, dem Regenten von England, den britischen Ministern, dem Grafen Wallmoden und den vornehmen Schweden bin ich so ziemlich für diese Bestimmung geigenschaftet; weniger durch meine Talente; guter Wille und Beharrlichkeit tun indessen auch viel, und dann ist der Geist unter den Truppen so gut, daß er nur mittelmäßiger Anführung bedarf. Wir haben die moralische Überlegenheit, und unsere Feinde haben das Zutrauen zu sich und ihren Führern verloren; auch haben diese in der letzten Zeit gezeigt, daß die Besonnenheit zugleich mit dem Glück sie verlassen könne. Wir ziehen nun wohlgemut nach Sachsen. Mannszucht wollen wir halten. Können wir das Land samt dessen Regenten gewinnen, wohl! Verleugnet uns der letztere, so werden wir ersteres für uns organisieren. Aus Schweden sind gute Nachrichten da. Die Landung soll nächstens vor sich gehen. Auch hat der Kronprinz seinen Projekten auf Norwegen entsagt. Dänemark hat einen Gesandten nach London geschickt und erbietet sich, mit uns zu ziehen. Auch aus Wien sind vortreffliche Nachrichten da. Senden Sie mir doch gütigst folgende Bücher: I. Über die Geschäfte des Generalstabs vom dänischen General Binzer. II. Das preußische Infanterie-Exerzier-Reglement. Sie werden wohl vernehmen, wo das Blüchersche Korps stehet, nach dessen Hauptquartier Sie diese Bücher richten wollen. Geschäfte nötigen mich zu schließen. Gott erhalte Sie. Tausend Grüße an Freunde.“

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  18. Gneisenaus Geburtstag ist heute zu feiern – natürlich vorzugsweise mit unserem Panzergetränk Met. Dazu kann man sich durchaus den Waterloo-Film von 1970 ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=1sOhpY5gIkA Dabei spielt unser Gneisenau zwar nur eine Nebenrolle, aber besser als nichts – schließlich wird er, so wie alle preußischen Helden, von den liberalen Amihandpuppen totgeschwiegen. Als August Wilhelm Anton Neidhardt von Gneisenau wurde unser Held 1760 in Schildau geboren. Er stand ab 1785 in preußischen Diensten und verteidigte die Festung Kolberg. Anschließend war er mit der Wiederherstellung der preußischen Kriegsmacht beschäftigt und diente ab 1813 als Blüchers Stabschef. Gemeinsam mit dem englischen Feldherrn Wellington brachte er 1815 den Wüterich Napoleon endgültig zu Fall. Seine Herzensdame Karoline von Kottwitz heiratete er 1796 und zeugte mit ihr sieben Kinder. So und nun ärgere ich noch ein wenig die Engländerfeinde mit einem Brief Gneisenaus über den Beistand Englands im Kampf gegen Napoleon: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog
    „Lord Castlereagh hat mich infolge des mir von Ihnen gegebenen Auftrags wissen lassen und eine etwa halbstündige Unterredung mit mir gehabt, worin er von der Notwendigkeit sprach, daß Preußen sich die jetzige Vernichtung der französischen Macht zunutze machen müsse, um sich von seiner Abhängigkeit loszumachen. Ein solcher günstiger Zeitpunkt komme nie wieder; Preußen solle den anderen Mächten ein rühmliches Beispiel geben, daß solche gleichfalls zu edlen Entschlüssen hinreißen werde. Ich beschränke mich hier darauf, das zu berichten, was der Gegenstand seiner Mitteilung war. Als ich vor wenigen Tagen bei dem Prinzregenten in vertrauter Gesellschaft speiste, äußerte er, daß er es als eine Feigherzigkeit ansehen würde, jemals dem Besitz von Hannover zu entsagen. Sie finden hierin einen abermaligen Beweis, wie sehr dem Prinzen an diesem Besitz liegt, und wie sehr er sich in der Idee gefalle, solchen wieder erworben und vergrößert zu sehen; darum geht er auch mit Wärme in all dergleichen Pläne ein. Fängt man die Sache recht an, so ist allerdings die Möglichkeit vorhanden, Frankreich einen Teil seiner Eroberungen am deutschen Meere hin und den Rhein hinauf zu entreißen und daraus einen neuen Staat zu bilden. Wie ich Ihnen bereits gemeldet habe, so habe ich auf diesen Plan für Sie gearbeitet, weil solcher teils ein mächtiges Motiv abgibt, um die tätige Mitwirkung Englands für unsere Kontinentalangelegenheiten zu sichern, teils weil ein solcher Staat, von England geschützt, selbst für Preußen eine Schutzwehr sein und ewig verhindern würde, daß Frankreich uns angreifen könnte. Solange, als Sie mir nicht untersagen, für diesen Plan zu wirken, muß ich Ihr Stillschweigen darüber als eine Genehmigung desselben an Seiten des Königs ansehen und demnach fortfahren, auf diesen Zweck hinzuarbeiten. Die Legion in Rußland fängt an, sich stark zu vermehren. Herr v. Stein verlangt meine Anwesenheit in Rußland, um solche einstweilen zu befehligen, denn den Oberbefehl darüber wird bei derselben vielleicht Graf Wallmoden erhalten; da aber die Annahme derselben von seiten der englischen Regierung, so kann ich mich nicht entschließen, dorthin zu gehen; erfolgt aber die Annahme derselben in den Dienst des Regenten, so werde ich bei derselben sogleich eintreten, um mich [mit] solchen dahin zu verfügen, wo der Lauf des Krieges oder die Entwürfe der Kabinette es fordern. Auch hierüber sehe ich Ihr Stillschweigen als eine Genehmigung meines Vorsatzes an, besonders, da ich solchen schon früher zweimal angezeigt habe. Auch „ist es für den Dienst des Königs nützlicher, wenn ich für ihn unter den Fahnen einer Macht kämpfe, die keinerlei Interesse an der Zerstörung Preußens hat, sondern im Gegenteil an seiner Erhaltung interessiert ist. Es ist die zugestandene Absicht des englischen Ministeriums, daß Preußen mit Österreich zusammen die Führung in Deutschland übernehmen möge und daß seine frühere Macht wiederhergestellt werde; sogar der Prinzregent, seinen Groll über Hannover vergessend, ist derselben politischen Ansicht, wie er uns schon durch die Übersendung von Kriegsmaterialien im vergangenen Jahr bewiesen hat. Von solchen Gefühlen haben wir also nichts zu fürchten, und ich handle deshalb in vollem Vertrauen darauf, überzeugt, daß ich ebenso für unseres Königs Sache unter des Prinzregenten Fahnen wie unter den preußischen fechte. Sobald es der König für gelegen hält, den Krieg gegen Frankreich zu erklären, behalte ich mir vor, wieder in seine Dienste zu treten“, welche ich eigentlich nie verlasse, sondern nur scheinbar vertausche, um ihm besser zu dienen. Nach offiziellen russischen Berichten war es fast unmöglich, daß Bonaparte der Gefangenschaft oder dem Tode entgehen könnte, dieses ist indes doch geschehen. Man behauptet nun, Thitgavorff trage hiervon die Schuld, indem er nicht zu rechter Zeit eingetroffen sei. Nun er entwischt ist, so wird er, sofern man ihm Zeit läßt, Kräfte genug entwickeln, um noch immer furchtbar zu sein. Nur ein rascher Entschluß könnte seine Verlegenheiten jetzt mehren. Die allgemeine Stimme in England und Rußland erwartet ihn von Preußen, und die öffentliche Meinung, die sehr gegen Preußen ist, würde dadurch wieder gewonnen werden, ein längeres Zögern aber die Abneigung gegen dasselbe noch steigern, und aus dieser Steigerung möchten üble Folgen entstehen. In Schweden werden noch immer Rüstungen zur bevorstehenden Landung betrieben. Von hier wird der General Hope als militärischer Gesandter dort hingeschickt, um die Operationspläne zu verabreden. Graf Münster will, daß ich auch mit dahin gehe, um zugleich die Geschichte der Legion ordnen zu helfen. Ich hoffe, daß man die norddeutsche Küste zur Landung ausersehen wird. England wird hierbei nur als Hilfsmacht, nicht, wie ich geraten habe, als Hauptmacht auftreten und sich mit der Legion und einigen wenigen Truppen an Schweden anlehnen. Mit Österreich gehn die Kommunikationen durch den Grafen v. Hardenberg und Mr. King in Wien ihren Gang. An Aufmunterungen läßt man es von hier aus nicht fehlen. Hier sind Maßregeln gegen die preußische Flagge genommen worden, die durch die starke Schiffahrt, die Frankreich unter dieser Flagge trieb und wodurch Bonaparte so viel Einkünfte gewonnen, veranlaßt wurden. Die öffentliche Stimme hier ist für die Aufhebung des lizenzierten Handels mit Frankreich und dessen unterworfenen Staaten, Gott erhalte Sie.“

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